CARLOS SANTANA - Der Hippie mit der Gitarre

7. November 2021

Santana

CARLOS SANTANA - Der Hippie mit der Gitarre

Altmeister Carlos Santana denkt gar nicht ans Aufhören: Mit „Blessings And Miracles“ verfolgt der 74-Jährige weiter ehrgeizige Ziele, die nicht nur musikalischer Natur sind. „Love & peace“ – etwas anderes hat den mexikanisch-amerikanischen Gitarristen und Songschreiber Carlos Santana nie interessiert. Mit dieser so einfachen wie universell anwendbaren Hippie-Botschaft hat er ein Millionenpublikum erreicht – und sie ist natürlich auch Dreh- und Angelpunkt von „Blessings And Miracles“, dem 26. Studioalbum seiner Band Santana. Anlässlich der Veröffentlichung führte eclipsed mit ihm ein Gespräch über Selbstverwirklichung, Weltraumtourismus, LSD-Trips, Polizeigewalt und die Macht der Musik.

eclipsed: Carlos, worum geht es dir bei „Blessings And Miracles“?

Carlos Santana: Ich habe dem Album diesen Titel gegeben, weil es sich um zwei Dinge handelt, die wir als Menschen besser nutzen müssen. Etliche Leute glauben zum Beispiel, nur Jesus, Mutter Teresa, der Pabst oder der Dalai Lama könnten Segen spenden. Dabei vermag das jeder, etwa mit einem Truthahn am Erntedankfest – nicht nur in Amerika. Damit sollten wir auch nie aufhören. Denn etwas zu segnen bedeutet, seine Energie zu nutzen, um Menschen an einen Ort zu führen, an dem sie ihr eigenes Licht feiern können. Da spielt Musik eine entscheidende Rolle: Sie ist der Katalysator. Deswegen hatte John Lennon auch Recht mit „Imagine“: Vorstellungskraft ist ein unglaublich wichtiges Werkzeug. Das beschwören auch John Coltrane in „A Love Supreme“, Bob Marley in „One Love“, Bob Dylan in “Blowing In The Wind” oder Marvin Gaye in „What’s Going On“. Sie haben erkannt, dass Musik die Kraft hat, den Menschen ein göttliches Gefühl zu geben.

eclipsed: Mehr als jede organisierte Religion?

Santana: Definitiv. Die Weltreligionen sind nichts anderes als multinationale Großkonzerne, die Angst verkaufen. Dabei ist Gott doch Licht und Liebe – und alles, was nicht Licht und nicht Liebe ist, ist eher Godzilla. Wobei das größte Wunder oder der größte Segen, die ich persönlich erlebt habe, darin bestand, Menschen wie John McLaughlin, Rob Thomas oder Eric Clapton kennenlernen zu dürfen. Ich meine, ich habe ganz klein angefangen: Ich war ein Immigrant aus Tijuana, der seinen Lebensunterhalt als Tellerwäscher verdient hat. Aber ich habe daran geglaubt, eines Tages mit B. B. King oder Tito Puente auf einer Bühne zu stehen. Von daher ist das größte Wunder für mich, dass man seine Träume allein durch Willenskraft wahr werden lassen kann.

eclipsed: Musikalisch gibst du dich diesmal betont vielseitig und pendelst zwischen Jazz, Latin-Einflüssen, R&B und Hardrock – fast wie eine Spotify-Playlist. Was willst du uns damit sagen bzw. beweisen?

Santana: Ich spiele mit allem, was mir in den Sinn kommt. Ich habe Spaß, aber den verfolge ich ernsthaft. (lacht) Schließlich bin ich ein multidimensionaler „Mexi-CAN“ mit großem C-A-N. Dank Gottes Segen verfüge ich über ein breites Portfolio an Stilen und Einflüssen, und ich bin immer hungrig nach mehr. Ich bin also kein Fachidiot – ich interessiere mich für viele verschiedene Dinge und beherrsche sie auch. Das unterscheidet mich von den Politikern, die da draußen rumlaufen.

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