DANIEL LANOIS - Im Schatten des Klangs

22. September 2022

Daniel Lanois

DANIEL LANOIS - Im Schatten des Klangs

Ein Pianoalbum von Daniel Lanois - geht das? Der Kanadier ist einer der versiertesten Produzenten in den Bereichen Singer-Songwriter, Rock, Ambient und Jazz sowie ein herausragender Gitarrist mit einer unverwechselbaren Klangästhetik. Doch auf seinem neuen Album „Player, Piano“ wechselt er von den Saiten zu den Tasten. Man braucht nur wenige Töne dieses friedvollen, melodischen Albums zu hören, um zu realisieren, dass Lanois hier seine musikalische Essenz formuliert. Ein Sinneswandel verbirgt sich hinter diesem „Neustart“ nicht - eher die logische Konsequenz aus seinem Schaffen der letzten 40 Jahre.

Auf der Suche nach Utopien

eclipsed: In Zeiten wie diesen ist die Menschheit auf der Suche nach Utopien. Auch viele Musiker beteiligen sich an dieser Suche, werden aber nicht fündig. Du gibst uns mit deiner neuen Platte einen Fluchtpunkt, an dem wir innehalten und nachdenken können.

Daniel Lanois: Ich suche danach seit meiner Kindheit. Die Technik, um an diesen Ort zu gelangen, ändert sich von Jahr zu Jahr. Die neue Platte kam durch das Klavier zu mir. Ich habe nie Klavier gelernt, aber ich mag es, weil es so anschaulich ist: Auf der Gitarre hast du für jeden Akkord sechs verschiedene Varianten, auf dem Klavier gibt es für jeden Ton genau eine Taste. Das erlaubt mir einen sehr spezifischen Umgang mit den Melodien. Das Klavier gab mir die Möglichkeit, in Akkorde zu springen, die ich nie zuvor gespielt, und Gefühle auszudrücken, die ich nie zuvor erlebt hatte.

eclipsed: Obwohl du ja als Gitarrist und Produzent bekannt bist, offenbart sich deine Ästhetik auf keinem anderen Album so vollständig wie auf „Player, Piano“. Brauchtest du ein anderes Instrument, um das zu erreichen?

Lanois: Natürlich haben wir mit ein paar Tricks gearbeitet. Es gibt ein paar Overdubs und spezielle Effekte. In manchen Songs ahmen wir die Sounds anderer Instrumente nach, zum Beispiel von Oboe und Klarinette. Manchmal klingt es wie ein kleines Orchester, aber all das sind Studioverfahren. Das sind natürlich Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie beherrschen. Es gibt auch einen Track, in dem wir zwei Pianos eingesetzt haben. Aber das Rückgrat des Projektes ist pures Klavier. Wir arbeiten mit so vielen Formen und Formaten.

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