Für ihr erstes Coveralbum wühlen MONSTER MAGNET tief in der Vergangenheit

4. Mai 2021

Monster Magnet

Für ihr erstes Coveralbum wühlen MONSTER MAGNET tief in der Vergangenheit

„A Better Dystopia“ klingt durch und durch nach Monster Magnet – und wurde doch nicht von ihnen geschrieben. Stattdessen kuratierte Bandleader Dave Wyndorf Perlen aus dem Psych-Rock-Untergrund – eine Liebeserklärung an die Musik seiner Kindheit.

eclipsed: Der Titel „A Better Dystopia“ klingt nach einer direkten Reaktion auf die aktuelle Weltlage.

Dave Wyndorf: So ist es. Die Nachrichten momentan erinnern mich an meine Kindheit. Auch damals kursierten Begriffe wie „Katastrophe” und „weltweites Desaster”. Dass wirklich jeder so redet, passiert nicht oft. Ende der 60er/Anfang der 70er hatten wir Vietnam, Drogenmissbrauch, überall Aufstände. Es herrschte Kalter Krieg, Atomschläge drohten. Die Presse reagierte ähnlich. Zum zweiten Mal erlebe ich nun eine Zeit, in der alles scheiße wirkt. Also überlegte ich: Welche hat den besseren Soundtrack? Die alte natürlich! Schicke Musik, Schwarzlichtposter … viel coolere Dystopie!

eclipsed: Interessant, dass du das sagst. Kürzlich zog Dave Grohl mit Foo Fighters’ „Waiting On A War“ ähnliche Parallelen zwischen heute und seiner Kindheit. Erkennst du Unterschiede, wie man damals im Vergleich zu jetzt mit der Situation umgegangen ist?

Wyndorf: Absolut. Natürlich hinkt der Vergleich etwas, da wir heute in einer anderen Welt leben. Aber ich habe das Gefühl, mittlerweile verarbeitet es jeder erst mal individuell und teilt sich anschließend übers Internet mit. Früher behandelte man so was eher als Gruppe, nahm es hin und lebte sein Leben weiter. Jetzt können Milliarden von Menschen allen anderen exakt mitteilen, was sie fühlen. Das nervt etwas. (lacht)

eclipsed: Denkst du, ein Musikalbum kann helfen, zum kollektiven Umgang zurückzufinden?

Wyndorf: Wenn dem so wäre, hätte ich wahrscheinlich ein anderes Album gemacht. Nein, ich glaube nicht, dass Musik noch diese Kraft hat. Nur wenn der Hörer entscheidet, ihr diese Kraft zu geben, funktioniert das. Die Medienlandschaft hat sich stark verändert. In den 60ern, 70ern konnten Alben tatsächlich popkulturelle Statements setzen. Heute geht das wohl nicht mehr. Alles bewegt sich zu schnell. Die Statements werden heute eher auf YouTube gemacht und nicht mit Musik, sondern Events.

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