JIMI HENDRIX zum 80. - Das große Geburtstags-Special

JIMI HENDRIX zum 80. - Das große Geburtstags-Special

Am 27. November jährt sich zum 80. Mal der Tag, an dem einer der größten Individualisten der Rockgeschichte das Licht der Welt erblickte. Grund genug, ihn noch einmal ausgiebig zu würdigen. In seiner Laudatio stellt Ernst Hofacker die Einzigartigkeit des James Marshall „Jimi“ Hendrix in den Mittelpunkt, die so vielleicht nur in den Aufbruchjahren der späten Sechziger möglich schien. Wir lassen zudem mehrere Gitarristen zu Wort kommen.

Während bei Steve Lukather und Eric Gales deren Motivation, selbst zu den sechs Saiten zu greifen, unzweifelhaft auf den Pionier aus Seattle zurückging, hat der Deep Purple-/Rainbow-Kultgitarrist Ritchie Blackmore eine andere Sicht auf Hendrix. Um das Außergewöhnliche zu greifen, die besonderen Umstände seines Lebens und seiner Karriere sichtbar zu machen, präsentieren wir als zentralen Teil unserer Coverstory 80 Mal Ikonisches, Verrücktes, Vergessenes, Ereignisreiches, Wissenswertes, Privates, Kurioses aus dem unvergleichlichen Universum der GitarrenIkone.

DER SOLITÄR 

Das bis heute vielleicht Erstaunlichste: Auch ein halbes Jahrhundert nach seinem Ableben entzieht sich Jimi Hendrix jeglicher Kategorisierung – ein Original, ein Unikat, ein Solitär. Einer, wie es vorher und nachher keinen gegeben hat. Und das nicht nur als Gesamtkunstwerk, sondern auf verschiedenen Ebenen: Als Gitarrist war Hendrix der Erste, der das Instrument, seine Verstärkung und die Möglichkeiten der Klangmanipulation als komplexes System begriffen hat. Auf diese Weise erschloss er der Gitarre ein ganz neues Vokabular und hat nebenbei das Selbstverständnis seiner Zunft revolutioniert. Außerdem war er ein begnadeter Performer und mit allen Wassern gewaschen, in denen schon Charley Patton, T-Bone Walker und Muddy Waters gebadet hatten.

Plus: ein versierter Sänger mit breitem emotionalen Spektrum und jeder Menge Persönlichkeit, ein Songwriter de luxe, der handverlesene Rockklassiker im Dutzend hinterließ. Nicht zuletzt verkörperte er wie keiner sonst die androgyne Pop-Ästhetik der Sixties und wurde damit zur einflussreichen Fashion- und Lifestyle-Ikone. Kurzum: Hendrix war eine Ausnahmeerscheinung und über die gewöhnlichen Kategorien von Schwarz, Weiß, Pop, Rock und Avantgarde erhaben. Dabei gehörte er unverrückbar in seine von dramatischen politischen Auseinandersetzungen, gesellschaftlichem Aufbruch und einem neuen wilden Hedonismus geprägte Zeit.

Waren die Beatles so etwas wie die Scouts, die allen anderen vorauseilten und der Popkultur Freiheit und kreatives Neuland erschlossen, so war Hendrix die schillernde Ausgeburt ebendieser neuen Freiheit: ein visionäres Universalgenie, das handwerkliche, künstlerische und soziale Grenzen hinter sich ließ und unseren Planeten als dritten Stein der Sonne vibrieren ließ – personifiziertes Versprechen der Gegenkultur, Mensch gewordene Idee des Pop, Utopie aus Samthosen und Rüschenhemd. Hinter dem öffentlichen Image des omnipotenten XXL-Superstars aber verbarg sich ein scheues, sanftes und zerbrechliches Naturell, das für die Rolle des Goldesels im sensationsgeilen Rockzirkus kaum zu gebrauchen war. Also ging Jimi in jenem Moment zum Regenbogen, als sich die Freiheitsverheißung des Pop zum wohlfeilen Konsumgut zu wandeln begann. Wer hätte es ihm verdenken können?  

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