Vier Jahre zwischen zwei regulären BONAMASSA-Alben? Das gab es noch nie. Und doch könnte es laut dem Ausnahmemusiker sein neuer Modus Operandi werden. Schließlich gehe er auf die 50 zu, da dürfe alles ein bisschen entspannter ablaufen – das sei schließlich auch besser fürs Privatleben. Selbst seine legendäre Gitarrensammlung steht auf der Abschussliste. Da stellt sich die Frage: „Wie geht es weiter, Joe?“ Das neue Album „Breakthrough“ liefert weitere Hinweise...
eclipsed: Was ist die Idee hinter „Breakthrough“ – und inwiefern ist das Ganze ein „Durchbruch“?
Joe Bonamassa: In erster Linie geht es mir darum, nicht immer auf denselben alten Pfaden herumzutrampeln, wie es gerade im Bluesrock weit verbreitet zu sein scheint. Da ist es durchaus üblich, sich ab einem bestimmten Punkt nur noch selbst zu wiederholen. Und ehrlich gesagt haben die meisten meiner Lieblingskünstler auch nur fünf Alben veröffentlicht – wie Stevie Ray Vaughan. Dagegen habe ich vier Alben in den letzten fünf Jahren gemacht, und es war höchste Zeit, mal etwas anderes zu probieren. Deshalb haben wir auf Santorin angefangen, dann ein Stück mit Sammy Hagar aufgenommen und sind anschließend weitergezogen nach L.A. Einiges davon hat es aufs Album geschafft, anderes liegt noch im Archiv. Und wir haben das Ganze über einen längeren Zeitraum und ohne Stress zusammengefügt. Nicht nach dem Motto: „Es muss bis zu einer bestimmten Deadline fertig sein“, sondern: „Es ist fertig, wenn es fertig ist.“ Das ist ein ganz anderer Ansatz.
eclipsed: Wie schlägt er sich musikalisch nieder? Worin besteht der Unterschied zu früheren Alben?
Bonamassa: Das Ganze hat deutlich weniger Soli – aus dem einfachen Grund, dass die Songs auf der Bühne eh noch ausgedehnt werden. Deshalb wollte ich mir nicht die Mühe machen, für jedes Stück ein wer-weiß-wie-komplexes Solo zu entwickeln, weil ich wusste, dass es live wieder ganz anders wird. Im Studio war der Ansatz: „Okay, das ist der Song, nehmen wir ihn auf und schauen in ein paar Monaten, ob wir noch irgendetwas verändern müssen – ob wir ihn mit ein paar Breaks verlängern oder ein paar Sachen umarrangieren.“ Das erschien mir als passende Vorgehensweise, weil ich ja weiß, wie sich das Material, das ich derzeit spiele, über die Jahre verändert hat, in welchem Ausmaß es sich gegenüber den ursprünglichen Studioaufnahmen weiterentwickelt hat. Auf der Bühne spielen wir einen Song nicht so, wie wir ihn aufgenommen haben, sondern alles wird größer und noch reichlich ausgeschmückt.
eclipsed: Etliche der neuen Stücke behandeln dein Leben als tourender Musiker und die Entbehrungen, die damit gerade im Hinblick aufs Privatleben einhergehen. Das wirft die Frage auf: Wie therapeutisch ist deine Musik für dich?
Bonamassa: (lacht) Manchmal liefert das Leben die besten Songideen. Und es ist nun mal so, dass ich mich voll und ganz dem Touren verschreibe. Das ist das, was ich tue, und das kann manchmal verdammt einsam sein, obwohl ich im Grunde täglich von 35 Leuten umgeben bin. Das mag jetzt merkwürdig klingen, und es ist schwer, es jemandem zu erklären, der keine Erfahrung damit hat. Aber wenn du auf die Bühne gehst und der Scheinwerfer auf dich gerichtet ist, sind da nur du und das Mikrofon, und auch im Bus, im Hotel und in der Garderobe bin ich weitgehend allein. Hinzu kommt: Was mich gut in meinem Job macht, macht mich noch lange nicht gut in meinem Sozialleben. Das ist der Preis, den man für eine Karriere bezahlt. Ich weiß, dass es heute hip ist, von der Work-Life-Balance zu sprechen. Aber es gibt immer noch Menschen, die nur tun, was ihnen wichtig ist, und alles andere in den Wind schießen. Auch ich gehöre dazu – obwohl ich manchmal denke: „Es wäre alles viel leichter, wenn ich mich nicht mit dieser ganzen Maschinerie herumschlagen müsste.“