Wie bereits im letzten Jahr angekündigt, zog es JOE BONAMASSA und sein Team nach dem in den Londoner Abbey Road Studios eingespielten Album „Royal Tea“ nach New York City. Eigentlich heimatliches Terrain für den im Bundesstaat New York geborenen Bluesrocksuperstar, ist ihm auch dort mit „Time Clocks“ wieder ein besonderes Album gelungen. Darüber sowie über die heiß ersehnte Rückkehr auf die Bühnen der Welt und zukünftige Aktivitäten einiger seiner Nebenprojekte plauderten wir mit dem Ausnahmegitarristen.
Es ist immer wieder erfrischend, mit Joe Bonamassa zu sprechen. Nicht weil er eine so „coole Socke“ oder ein so tiefsinniger Interviewpartner wäre: Trotz allen Erfolgs ist er einfach ein Musikfan mit vielfältigen Interessen ohne Starallüren geblieben, mit dem man hervorragend fachsimpeln kann – und das verbindet oft mehr als die bloße Bewunderung, die man jemandem wegen seiner herausragenden Leistungen entgegenbringt. Lobt man etwa Joe Bonamassas Gitarrenspiel, nennt er einem sogleich zwölf Gitarristen, die man sich seiner Meinung nach unbedingt anhören muss.
eclipsed: Die Einstiegsfrage zu unserer Joe-Bonamassa-Titelstory im Mai 2012 lautete: „Wer ist Joe Bonamassa – und wenn ja, wie viele?“ Was antwortest du im Herbst 2021 darauf?
Joe Bonamassa: Das bezieht sich musikalisch sicher auf meine verschiedenen musikalischen Projekte in den letzten beiden Dekaden. Aber andererseits denke ich, dass der Hauptstrang immer meine doch regelmäßigen Soloveröffentlichungen waren, und da versuche ich, mich stets neu zu justieren, glaube aber schon, dass es so etwas wie einen für Bonamassa typischen Sound gibt.
eclipsed: Klingt ehrlich, ist mir aber etwas zu oberflächlich. Bis du so, oder lässt du einfach niemanden an dich heran? Ich muss gerade an ein Gespräch mit Glenn Hughes [Leadsänger der gemeinsamen Band Black Country Communion, Anm.] denken, der mir sagte, dass du niemand seist, den man einfach so in den Arm nehmen könne, und auch sonst nicht sehr locker auf ihn wirken würdest – und das, obwohl er dich musikalisch überaus schätzt.
Bonamassa: Sagt das nicht mehr über Glenn aus als über mich?
eclipsed: Zurück zur eigentlichen Fragestellung ....
Bonamassa: Privat habe ich so manche Zeiten mit depressiven Stimmungen erlebt. Generell habe ich schon meinen Spaß und meine Freude, aber ich bin sicher niemand, der jedem gleich um den Hals fällt, und würde mich eher als jemanden betrachten, der lieber beobachtet, als im Mittelpunkt zu stehen. Wenn man aber wie ich Hallen mit zwei- bis viertausend Leuten füllt, kann man sich nicht verstecken, egal wie gut die Musiker sind, die neben einem auf der Bühne stehen.