KING CRIMSON - Sternenlos und purpurrot

9. Oktober 2024

King Crimson Progressive Rock

KING CRIMSON - Sternenlos und purpurrot

Das Auseinanderfallen der als provisorisch angesehenen King-Crimson-Besetzung, die 1971 das Album „Islands“ eingespielt hatte, ist gezeichnet von einer Zäsur, die von der endgültigen Entzweiung von Robert Fripp und Peter Sinfield geprägt ist, der nicht nur als Texter, sondern auch als konzeptioneller Denker agiert hatte. Plötzlich stand Fripp ohne Mitstreiter da. Doch aus dieser Notlage heraus entstand das, was viele Anhänger als stärkste Phase der Band ansehen. Wir erzählen die Geschichte der vielgerühmten „Road to ‚Red‘“, sprachen exklusiv mit Robert Fripp, weisen auf besondere Tracks hin und stellen uns zudem die Frage, ob Trios im Prog größere Spuren hinterlassen haben.

Mit dem Album „Islands“ und der darauffolgenden Tournee endete 1972 das erste Kapitel von King Crimson, auch wenn die Platte und ihr Vorgänger „Lizard“ (1970) nicht zuletzt auch von Robert Fripp selbst als „Zwischenphase“ nach dem Ende der ursprünglichen Kernbesetzung bezeichnet wird. Eine Phase, die gezeichnet ist von Musiker-, vor allem von Sängerwechseln – auf Greg Lake folgten Gordon Haskell und Boz Burrell, die es jeweils nur ein Album hielt. Doch Fripp wollte nicht aufgeben, sondern hatte eine Vision, der er kompromisslos folgen wollte.

Bemüht, eine neue Inkarnation von King Crimson zu finden, suchte sich Fripp zum einen renommierte Musiker aus, zum anderen Virtuosen, die nur einem Insider-Publikum ein Begriff waren. Zur ersten Kategorie gehörte Bill Bruford, der sich nach vier Jahren bei Yes weiterentwickeln wollte und bei den brachialeren, mutigeren Crimson diese Möglichkeit gegeben sah. Yes ließen ihn zwar ziehen, allerdings musste er zuvor einen Knebelvertrag unterschreiben, der große Teile seiner zukünftigen Tantiemen an Alan White fließen ließ. „Bill war kein fertiger Musiker, als er zu uns kam, trotz der vielen Jahre bei Yes“, erinnert sich Fripp. John Wetton war mit Family ebenfalls auf der Höhe seines Ruhms, doch auch er wollte gerne die Herausforderung annehmen, nicht nur als Bassist, sondern (in alter KC-Tradition) auch als Sänger einzusteigen. Immerhin musste er, anders als sein Vorgänger Boz Burrell, sein Instrument nicht erst noch erlernen. 

And Then There Were Five

Unbekanntere Zeitgenossen waren der Violinist David Cross und Jamie Muir, ein ebenso experimenteller wie exzentrischer Avantgarde-Percussionist, den Fripp als zweiten Mann am Schlagwerk einplante. „Jamie war ein großartiger Musiker und sorgte für die Balance, die ich für die Band vorgesehen hatte. Bill konnte von ihm lernen.“ So war die Band in Fripps Augen perfekt. Doch das Glück sollte nicht lange halten.

Bei den ersten Konzerten Ende 1972 war vor allem Muir nicht nur ein musikalischer, sondern auch ein optischer Gewinn. Der Percussionist turnte in irren Kostümen wie ein Derwisch hinter einem wilden Gerüst aus selbst zusammengebastelten Soundquellen herum und sorgte für Erstaunen – nicht nur beim Publikum, sondern auch bei seinen neuen Bandkollegen, die ja noch nie mit ihm auf der Bühne gestanden hatten. „Ich gebe zu, ich fand Robert immer etwas steif“, erinnerte sich Muir Jahre später, „ich wollte ihn provozieren, damit er sich ein wenig befreien konnte.“

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