LED ZEPPELIN - Die perfekte Rockshow

2. Oktober 2018

Led Zeppelin

LED ZEPPELIN - Die perfekte Rockshow

„Einer von den Jungs gewesen zu sein, war der beste Moment in meinem Leben“, gerät Jason Bonham, Sohn des 1980 verstorbenen Led-Zeppelin-Schlagzeugers John „Bonzo“ Bonham, immer noch ins Schwärmen, wenn man ihn auf den O2-Arena-Gig 2007 in London anspricht. Die Herausforderung an Jason und die „anderen Jungs“ Jimmy Page, Robert Plant und John Paul Jones war immens, denn die vor fünfzig Jahren in Led Zeppelin umbenannten The New Yardbirds haben sich in den zwölf Jahren ihrer Existenz einen Namen gemacht als die kompletteste und größte Rockband aller Zeiten. Dabei beruht ihr Ruf nicht nur auf ihren unsterblichen Studioklassikern. Als Liveband erfanden Led Zeppelin sich und ihre Songs an jedem Konzertabend faktisch neu.

Ein Led-Zeppelin-Konzert hatte fast immer eine feste Setlist. Dennoch wusste man als Besucher nie, was tatsächlich auf einen zukommen würde in den zwei bis vier Stunden, in denen die Band auf der Bühne stand. Auch weil bei ihr stilistisch praktisch alles möglich war: Die Band eilte nach Belieben und Stimmung von Blues über World Music und Folk, psychedelischen und progressiven Klangelementen bis hin zu Rock’n’Roll und bombastischen Hardrock. „Erst wenn du Led Zeppelin live gesehen hast, kannst du behaupten, einmal auf einem richtigen Rockkonzert gewesen zu sein.“ Die sonst feste und eindringliche Stimme von Ann Wilson zittert hier ein wenig. Immerhin ist Led Zeppelin der Alltime-Favorite der Heart-Sängerin.

Und Jason Bonham ergänzt eine intime, sehr persönliche Anekdote, um die ihn wohl die gesamte Rockwelt beneidet: „Während der Proben 2007 fragte ich die Jungs, ob wir nicht auch einen Akustikset mit einbauen sollten. Sie waren davon wenig begeistert, doch dann schnappte sich Jimmy plötzlich die Akustische, und als Robert anfing zu singen, dachte ich, ich bin in einem Film: Sie spielten ‚Tangerine‘ und ‚Going To California‘, so schön, wie ich es nie zuvor gehört hatte. Und ich war die einzige Person im Raum, die nichts spielte. Magisch, surreal. Ich konnte mein Glück kaum fassen, ihnen zuhören zu dürfen.“

The Train Kept A-Rollin’

Fünfzehn Konzerte in Skandinavien hatte Page aus vertraglichen Gründen im September 1968 noch zu absolvieren. Doch die Yardbirds hatten sich längst aufgelöst. Also engagierte er das Studioass John Paul Jones als Bassisten und Keyboarder sowie die bis dahin praktisch unbekannten Black-Country-Jungs Robert Plant und John Bonham. Fertig waren The New Yardbirds. In ihrer Setlist fand sich schon eine Reihe der Songs, die wenig später die Rockwelt zum Ausrasten bringen sollten: „Dazed And Confused“, „How Many More Times“, „Babe I’m Gonna Leave You“, „Communication Breakdown“.

Ihrem Manager Peter Grant war rasch klar, dass da „eine spezielle Chemie“ innerhalb der Band herrschte. Auch auf der anschließenden UK-Tour im Herbst 1968 liefen die Gigs immer noch unter dem New-Yardbirds-Label, obwohl die neue Gruppe zu dem Zeitpunkt schon ihr Debütalbum eingespielt hatte; dies erschien im Januar 1969. Auch hatte sie längst angekündigt, nun als Led Zeppelin weitermachen zu wollen. Erst auf der am zweiten Weihnachtstag 1968 gestarteten Nordamerikatour prangte der neue Name auf den Konzertplakaten. Die Setlist, beginnend mit der Tiny-Bradshaw-Nummer „The Train Kept A-Rollin’“, blieb fast unverändert gegenüber der der New-Yardbirds-Gigs. Übrigens hieß auch bei der letzten Led-Zep-Tour im 1980 der Opener „The Train Kept A-Rollin’“.

You Shook Me

„Es war erst ihr sechstes Konzert unter dem Namen Led Zeppelin. Und wir, als die damals angesagteste Undergroundband Hollywoods, ergatterten den Support-Slot für ihre ersten drei Los-Angeles-Shows Anfang Januar 1969. Ich als Fan der British Blues-Boom-Bands kannte Jimmy Page natürlich von den Yardbirds und war entsprechend nervös, vor ihnen zu spielen“, erinnert sich Alice Cooper an die Shows seiner Band im berühmten Whisky a Go Go. „Das, was ich dort erlebte, hat mein Bild von der Rockwelt komplett verändert. Bis dahin dachte ich: Die Beatles machen die besten Rockpopsongs, die Stones sind die coolsten Säue und The Who das explosivste Livepaket in dieser Rockwelt. Doch das, was ich da zu hören und sehen bekam, war unglaublich intensiv und magisch. Sie dehnten die Songs manchmal bis zu zwanzig Minuten und mehr aus. Und du bist nicht einfach gelangweilt pissen gegangen, du hättest dich eher eingenässt, um ja nicht zu verpassen, was ihnen als Nächstes einfällt. Obendrein war jeder Abend anders.“

 

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