LUNATIC SOUL - Leben, Tod und Wiedergeburt

15. Dezember 2020

Lunatic Soul Riverside

LUNATIC SOUL - Leben, Tod und Wiedergeburt

Mit „Through Shaded Woods“, dem neuen Werk seines Soloprojekts, ist dem Riverside-Sänger Mariusz Duda eine faustdicke Überraschung gelungen. Hatte er auf den letzten beiden Lunatic-Soul-Alben noch stark elektronischen Klängen gefrönt, wartet er nun in überaus überzeugender Weise mit Tönen auf, die Gedanken an eine mittelalterliche Waldwanderung wecken: fast schon klassischem Folkrock, vermischt mit Elementen skandinavischer Volksmusik und Pagan-Metal-Anleihen.

Seit 2008 kehrt Mariusz Duda mit dem Projekt Lunatic Soul seine Seele nach außen und widmet sich der schmerzhaft intensiven Erforschung existenzieller Krisen. Im eclipsed-Interview erläutert der charmante Pole die großen Themen des neuen Werks und des Lunatic-Soul-Albenzyklus.

eclipsed: Mit „Through Shaded Woods“ hast du eine echte musikalische Wandlung vollzogen. Was hat dich zu diesem Ausflug in den Folkrock bewogen, Mariusz?

Mariusz Duda: Ich bin in einer sehr kleinen polnischen Stadt in der Masurischen Seenplatte geboren, einer ganz wundervollen Landschaft mit Wäldern und Seen. Grundsätzlich war mir die Natur schon immer sehr nah. Erst im Alter von 25 bin ich in eine Stadt [Warschau] gezogen, wo mein Abenteuer mit Riverside begann. Unbewusst bin ich wohl in meine Kindheit zurückgekehrt. Jede Lunatic-Soul-Platte hat eine spezielle Farbe, zuletzt waren das Blau und Rot. Dieses Mal war Grün an der Reihe, und Grün bedeutet Wald. Das hieß für mich, auch musikalisch weg von der Elektronik zu den Wurzeln zurückzugehen. Diesen Stil hatte ich bisher noch nicht so deutlich verfolgt.

eclipsed: Welche konkreten musikalischen Einflüsse etwa aus dem skandinavischen Folk kamen hier zum Tragen?

Duda: Einmal der Trancesound von Dead Can Dance. Dann vor allem Hedningarna, die schwedisch-finnischen Pagan-Folker, die lange vor Wardruna entstanden, und die Nordic-Ritual-Folk-Band Heilung. Auch Peter Gabriel war mit seinem Album „Passion“ eine große Inspiration. Ich wollte, dass mein Album wie aus einer anderen Welt klingt. Auf den ambientartigen Vorgängerplatten hatte ich immer mal einen Song mit orientalischen Farben, dieses Mal sollte es aber eine ganz „grüne“ Platte werden. (lacht)

eclipsed: In deiner Musik gibt es tatsächlich neue Farben. Manches fordert gar zu einem mittelalterlichen Tänzchen auf.

Duda: Oh ja, definitiv. Auch wenn ich als Progger gelte, ich liebe rituelle Drums, das schamanische Heilungsmoment. Alles sollte slawischer und skandinavischer klingen. Der Weltmusikanteil von Lunatic Soul ist nun viel mittelalterlicher. So wurde das in progressiver Rockmusik ja noch nie gemacht.

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