Seit 50 Jahren nimmt MICHAEL SCHENKER Alben auf und hat in dieser Zeit fast ebenso viele Studio- und über ein Dutzend Livewerke mit verschiedensten Bandprojekten veröffentlicht – vor allem unter den Bannern UFO, Scorpions und Michael Schenker Group bzw. zuletzt Temple Of Rock und Michael Schenker Fest. Auf dem Ende Mai herauskommenden Album „Universal“ prangt wieder das MSG-Logo. Wer im klassischen Hardrockuniversum unterwegs ist, kommt daran kaum vorbei.
Fleißig ist der im englischen Brighton lebende Michael Schenker schon immer gewesen: Trotz Alkohol- und Drogeneskapaden in der Vergangenheit legte er bislang nicht weniger als 44 Studioalben vor (wenn wir uns angesichts des schier unüberschaubaren Outputs nicht verzählt haben). Dazu kommen noch locker zehn Kooperationen und Gastauftritte. In typischer Michael-Schenker-Schlagzahl folgt nun kaum mehr als ein Jahr nach „Immortal“ schon das nächste Hardrock-Ausrufezeichen namens „Universal“. Das Vorgängerwerk war das erste seit einem Jahrzehnt unter dem Namen Michael Schenker Group, zwischenzeitlich nannte er seine Bands Michael Schenker’s Temple Of Rock und Michael Schenker Fest. Nicht nur angesichts teils identischer Bandmitglieder, sondern auch in Anbetracht der stilistischen Kontinuität ist das Etikett hier allerdings eher zweitrangig. Neben seinem neuen Album ging der Gitarreneigenbrötler im Interview auch auf persönliche Sichtweisen zu Dingen wie Musikproduktion und musikalische Trends ein.
eclipsed: Wie schon auf dem ersten Michael-Schenker-Fest-Studioalbum „Resurrection“ 2018 mit verschiedenen Sängern wie Robin McAuley, Graham Bonnet, Doogie White oder Gary Barden hast du nun auch für „Universal“ viele Gastmusiker eingeladen.
Michael Schenker: So ist es, Michael Voss [u. a. Mad Max, Anm.], mit dem ich bei all den letzten Alben zusammengearbeitet habe, und ich haben uns damit angefreundet, je nach Song zu gucken, welcher Sänger jeweils am besten passt. Wir haben mit Ronnie Romero [Rainbow, Anm.] unseren Stammsänger, aber manchmal passt eben Gary Bardens Stimme oder die von Ralf Scheepers [Primal Fear, Anm.] ideal zu einem Song.
eclipsed: Erläutere doch mal, wie die Arbeit mit Vossi ist. [Während alle Welt für den Sänger und Gitarristen von Mad Max die Verniedlichungsform seines Nachnamens verwendet, spricht Schenker stets von Michael Voss, wobei er den Vornamen englisch ausspricht.]
Schenker: Wie du weißt, nehmen wir bei ihm in Greven auf. Dort entwickeln wir auch alles alleine. Ich bringe meine musikalischen Ideen und Basissongs mit nach Deutschland, und Michael Voss trägt seine Text- und Soundideen dazu bei. Und während dieses Prozesses überlegen wir dann, bei welchen Sängern, aber auch bei welchem Drummer oder Bassisten wir anfragen.
eclipsed: Ihr sitzt da zu zweit in Vossis Aufnahmestudio, und alle anderen Beiträge werden dann von den Sängern oder Drummern wie Simon Phillips (u. a. Toto, The Who, David Coverdale) oder Brian Tichy (u. a. Whitesnake, Foreigner, Ozzy Osbourne, The Dead Daisies) in deren Heimstudios aufgenommen und zu euch gemailt?
Schenker: Das ist die Arbeitsweise. Wenn zu viele Leute im Studio sind, ist man nicht kreativ. Musiker albern nur herum, wenn sie zusammen sind, und tragen nichts zum Endergebnis bei. Aber wenn ein Drummer wie Brian Tichy, der ein richtiger Michael-Schenker-Fan ist, allein arbeitet, kann er konzentriert bei der Sache bleiben. Es ist meiner Meinung nach totaler Blödsinn, alle Bandmitglieder zum gleichen Zeitpunkt in einem Studio zu haben. Ich habe immer schon so gedacht.