Neues Album, neues Glück? Auf Norwegens Dauerrocksensation Motorpsycho trifft dies nicht zu. Eigentlich ist es ganz egal, welchen Song von welchem Album sie spielen – wichtig ist dieses spezielle Motorpsycho-Feeling, das noch lange trägt, nachdem der letzte Ton verklungen ist. Einflüsse der 60er-, 70er- und 90er-Jahre, Beach Boys, Deep Purple, Hendrix, John Coltrane, Miles Davis – all das türmt sich in ihrem Sound seit 30 Jahren zu einem einzigen Aufschrei. Gitarrist Hans Magnus Ryan und Bassist Bent Sæther sind von Anfang an dabei. Die Schlagzeuger haben zwar öfter mal gewechselt, aber jeweils erheblich zum Sound der Band beigetragen. Einige Tage nach ihrem Jubiläumsauftritt in Oslo im Dezember 2018 ist Sæther zu einem Gespräch anlässlich des neuen Albums „The Crucible“ bereit.
eclipsed: Viele Bands haben eine Diskografie, Motorpsycho haben ein Universum.
Bent Sæther: Das machen 30 Jahre Rockband einfach aus uns. Sicher spielt es kaum eine Rolle, von welchem unserer Alben ein Song kommt. Es geht darum, das Ganze zu verstehen, und um die Freude, dabei zu sein. Mir selbst geht es so mit Frank Zappa. Ich kann jedes seiner Alben hören. Neil Young, Coltrane und Grateful Dead sind andere Beispiele. Wir haben uns immer an Bands und Künstlern orientiert, die ein Gesamtwerk hinterlassen haben. Mit 30 Jahren auf dem Buckel erreichen wir dieses Level jetzt wohl auch.
eclipsed: Aber ihr habt eine viel größere Kontinuität und Verlässlichkeit als die meisten der aufgezählten Acts, die ja auch ziemliche Höhen und Tiefen hatten.
Sæther: Es ist einfach eine andere Zeit. Wir haben nicht dieselbe Drogenkultur wie sie. Man kann das nicht vergleichen. Wir üben einen Beruf aus. In Deutschland nennt man es wohl Facharbeiter.
eclipsed: Ihr sehrt euch eher als Handwerker denn als Künstler?
Sæther: Auch Musik verlangt nach Handwerk. Und wir können wohl behaupten, dass wir unser Handwerk verstehen. Aber das ist nur die Hälfte der Miete. Du musst inspiriert sein, brauchst Geschmack und ein Händchen dafür, das Richtige zur richtigen Zeit zu tun. Das ist der Punkt, an dem die Kunst hinzukommt. Vielleicht legen ja nicht alle Leute so viel Wert wie wir. Man muss sich mit dem, was man macht, wohlfühlen. Wir haben das Glück und die Selbstsicherheit, hingehen zu können, wohin immer wir wollen. Unsere Fans verlangen das von uns.