PAUL MCCARTNEY - Stationärer Aufenthalt

27. September 2018

Paul McCartney

PAUL MCCARTNEY - Stationärer Aufenthalt

Paul McCartney hat sich von seiner langen Lebensreise so einiges mitgebracht. Mit vollen Taschen setzt er sich in der "Egypt Station" in den Zug und hält lustvoll Rückschau. Ein Beatle, der längst mehr ist als das ehemalige Mitglied einer Legende, weiß das Leben in vollen Zügen zu genießen. Diese Qualität hört man dem siebzehnten Soloalbum des berühmten Engländers an.

Es mag ein Wunder sein, dass es die Rolling Stones noch gibt. Ein viel größeres Wunder indes ist es, dass es die Beatles gegeben hat. Waren sie wirklich echt, oder sind sie nur der Fantasie eines Größenwahnsinnigen entsprungen? Aus heutiger Perspektive erscheinen sie so mythisch wie Odysseus oder König Artus. Ein lebendiges Indiz, dass die Beatles doch nicht ins Reich der Legende gehören, sondern vier Menschen aus Fleisch und Blut waren, ist jener Unermüdliche namens Paul McCartney. Mit 76 Jahren scheint er von der Vitalität und Fabulierlust seiner Jugend nicht allzu viel eingebüßt zu haben, wie sein neues Album „Egypt Station“ zeigt.

Paul McCartney hatte schon früh die vermeintliche Formel für den perfekten Popsong gefunden: eine eingängige Hook, die man spätestens beim zweiten Hören mitpfeifen kann, eine einfache Songstruktur, die gern mit komplexen Arrangements versehen sein darf, und ein Text, der nicht immer Sinn ergeben, aber leicht über die Lippen gehen muss. Bei den Beatles funktionierte dieses Rezept zuverlässig und vermochte auch die experimentelleren Songs populär zu machen. Neben dem Zyniker John Lennon wirkte McCartney immer wie von Harmonie besessen, und einen gewissen Hang zum Ausgleich kann man wohl auch seinem Werk nach 1970 nicht absprechen. Dennoch engagierte er sich in seinen Songs auch immer für soziale Belange, im engeren persönlichen Umfeld ebenso wie im größeren gesellschaftlichen Kontext. Und immerhin stammte der härteste Song der Beatles, „Helter Skelter“, nicht aus Lennons, sondern aus McCartneys Feder.

Lest mehr im aktuellen Heft ...