POOR GENETIC MATERIAL widmen sich auf „Here Now“ ganz philosophisch dem Augenblick

28. September 2020

Poor Genetic Material

POOR GENETIC MATERIAL widmen sich auf „Here Now“ ganz philosophisch dem Augenblick

Mit den literarisch inspirierten Alben „Island Noises“ (2011) und „A Day In June“ (2013) entwickelte sich die deutsche Band um Sänger Philip Griffiths, Sohn der Beggars-Opera-Legende Martin Griffiths, und Keyboarder Philipp Jaehne zunehmend von einer Ambient-Formation zu einer Prog- und Artrockband. Vor vier Jahren hatten sich PGM auf „Absence“ der schwierigen Aufgabe gestellt, Abwesenheit klanglich greifbar zu machen. Nun denken sie auf dem neuen Konzeptalbum „Here Now“ über die Qualität des Augenblicks nach. Gitarrist Stefan Glomb gibt Auskunft.

eclipsed: Worum geht es auf „Here Now“?

Stefan Glomb: Es ist das Pendant zu „Absence“, weil es hier eben nicht mehr um Abwesenheit, sondern das Gegenteil, das Hier und Jetzt, geht, das wir genau wie beim Vorgänger in verschiedenen Facetten durchspielen. „Absence“ betonte die Vergänglichkeit des Augenblicks, „Here Now“ betont nun das immer Präsente desselben Moments. Zwei Seiten derselben Medaille.

eclipsed: Das Cover mit der Frau, die am Strand einen Handstand macht, steht für die Thematik, ganz im Moment zu leben. Es ist ein anspruchsvolles Ideal in jeder Meditation, den Geist frei für das reine Gegenwartserleben zu machen.

Glomb: Es geht weniger um Philosophie als um lebensweltliche Aspekte der Zeitlichkeit: Wie nehme ich das Hier und Jetzt wahr, und welche Rolle spielt dabei meine Haltung gegenüber Vergangenheit und Zukunft? Das Titelstück handelt von jemandem, der beides ignorieren und nur in der Gegenwart leben will, was natürlich so auch nicht funktioniert. In „Serendipity“ geht es um den glücklichen Zufall, der einem in der Gegenwart widerfährt und den man nicht vorhersehen und planen kann.

eclipsed: Und „Note From My Younger Self“ und die Suite „The Garden“?

Glomb: In „Note“ geht es um ein Thema, das bei uns immer wieder eine Rolle spielt und auch am Ende in „This Place“ wieder aufgegriffen wird: die überzeitliche personale Identität, immer noch nicht philosophisch (lacht). Es ist die Frage, wie sich unsere früheren Ichs von unserem jetzigen Selbst unterscheiden, was natürlich auch mit Entscheidungen und alternativen, nicht verwirklichten Lebensplänen zusammenhängt. „The Garden‘“ bezieht das Ganze auf die große Geschichte: Wie fühlt es sich an, im Hier und Jetzt an einem historischen Ort zu sein, an genau der Stelle, wo sich früher „große“ Persönlichkeiten aufgehalten haben?
 

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