Nach zwei bahnbrechenden Demos (u. a. auch unter dem Vorgänger-Namen Aslan) begeisterte 1990 Psychotic Waltz’ Jahrhundert-Debüt „A Social Grace“ den Metal-Underground mit brillanten Gitarren, hypnotischen Texten und Melodien – und sogar Querflöten-Einlagen. Nach ihrem vierten Album „Bleeding“ (1996) brach die Band dann komplett auseinander. Erst Anfang 2011 folgte die sensationelle Live-Rückkehr in Originalbesetzung. Mit „The God-Shaped Void“ meldet sich die Formation aus El Cajon, einer Vorstadt von San Diego, nun auch auf Platte mit einem Progmetal-Ausrufezeichen zurück. Wir sprachen mit Sänger Devon Graves in seiner Wahlheimat Wien.
eclipsed: Devon, bereits vor den Reunion-Gigs 2011 zusammen mit Nevermore und Symphony X hast du von einem neuen Album gesprochen. Warum hat es dennoch so lange bis zur endgültigen Veröffentlichung gedauert?
Devon Graves: Ich bin grundsätzlich ein sehr positiver Mensch. Damals habe ich zwei Jahre bis zur Fertigstellung eines fünften Albums für durchaus realistisch gehalten. Aber die Zeiten änderten sich, und viele neue Faktoren spielten eine Rolle. Vor allem sind wir natürlich alle keine wilden Kids mehr, die fünfmal in der Woche proben. Außerdem haben mir die Jungs jeden Song immer erst dann geschickt, wenn er wirklich fertig war. Sie sind alle ziemlich mit „Erwachsenenzeug“ beschäftigt, und wenn sie sich einmal in der Woche am Sonntag treffen konnten, war das schon überragend. Hinzu kam noch die Tatsache, dass viele dieser Sonntage auch für Tour- und Festival-Vorbereitungen genutzt werden mussten.
eclipsed: Das heißt, du bist grundsätzlich nicht mit „Erwachsenenzeug“ beschäftigt?
Graves: (lacht verlegen) Nun ja, ich habe sechs Kinder. Ich besitze aber auch ein eigenes Studio, in dem ich Bands produziere und in das ich mich jederzeit zurückziehen kann.
eclipsed: Deine Querflöte war immer ein besonderes Markenzeichen im Zusammenhang des harten Progmetal-Sounds von Psychotic Waltz. Übst du regelmäßig?
Graves: (amüsiert) Ich übe niemals. Außer es steht ein Konzert an (lacht). Die Parts auf dem neuen Album habe ich so lange improvisiert, bis ich zufrieden war. Seitdem habe ich sie nicht mehr gespielt. Wenn ich morgens aufwache, muss ich mir vor allem immer wieder in Erinnerung rufen, dass ich zuallererst ja Sänger bin. Gesangsübungen stehen also immer an erster Stelle.