Der schottische Sänger und Songwriter gilt live als Arbeitstier. Warum er sich dennoch erstaunlich gut mit der Corona-bedingten Zwangspause arrangierte, mehr noch, weshalb sie ihm sogar sehr gelegen kam, und wie das neue Album eher ungeplant entstand, verriet er im eclipsed-Interview ...
eclipsed: Ich habe gelesen, dass du es gar nicht so schlimm fandest, als du ziemlich abrupt nicht mehr touren konntest. Wie das?
Ray Wilson: Ich hatte Probleme mit meiner Hand, die Sehnen waren überlastet: Am Ende einer Show habe ich sonst immer meine Gitarre hochgereckt; das konnte ich irgendwann nicht mehr. Mein Osteopath sagte mir, ich müsse aufhören zu spielen, und ich entgegnete, dass das auf gar keinen Fall gehe, ich hätte Konzerte für die nächsten zwei Jahre! Als uns die Pandemie dann alle stoppte, war das der richtige Zeitpunkt, um innezuhalten und über einiges nachzudenken. Ich konnte dadurch meiner Sehnenscheidenentzündung eine Pause gönnen. Jetzt ist es aber auch gut und wichtig, wieder zurück an die Arbeit zu gehen. Man gewöhnt sich sonst zu sehr daran, nichts zu tun.
eclipsed: Nun ja, du hast ja nicht „nichts“ getan, sondern immerhin an einem Album gearbeitet ...
Wilson: Stimmt. Das ist aber nicht genug. Ich muss raus und Leute sehen. Das geht ja nun glücklicherweise wieder.
eclipsed: Was hat dich zu den neuen Stücken inspiriert?
Wilson: Ich hatte seit längerem den Wunsch, an einigen Ambient-Ideen weiterzuarbeiten, die ursprünglich von einem Freund aus Stuttgart, Jethro Bodean, kamen und auf meinem Computer lagerten. Ich versuchte mich daran, Melodien dazu zu schreiben, und schickte die Ergebnisse an meinen Gitarristen Ali Ferguson in Schottland, einen großen Fan von Pink Floyd und dieser Art atmosphärischer Musik. Er fügte einige Gitarrenideen hinzu, was das Ganze auf ein neues Level hievte, ich hörte zum ersten Mal richtige Songs heraus. Dann wanderte alles nach Nashville zu meinem Drummer Nir Z, mit dem ich bereits bei Genesis zusammengearbeitet habe. Auch mein alter Freund Scott Spence und Uwe Metzler kamen hinzu und steuerten ihre Parts bei. Nach etwa 14 Monaten hatten wir schließlich etwas in der Hand, mit dem wir alle glücklich waren.