Längst sind Siena Root zu einer Institution im Retrorock geworden. Doch die Schweden bleiben unberechenbar – nicht nur, was die Musiker betrifft, die abgesehen von Mastermind/Bassist Sam Riffer und Drummer Love Forsberg wie bei einem Hippiekollektiv stetig wechseln, sondern auch, was die spezielle Ausformulierung ihres Stils anbelangt, der auf einem breiten Feld zwischen Hard- und Psychedelic Rock angesiedelt ist. Bereits für Juni 2022 angekündigt, musste man auf das neue, teils akustische Werk „Revelation“ weitere acht Monate warten. Nun ist es endlich da. Wir sprachen mit Riffer und Forsberg darüber, was sich hinter dieser „Offenbarung“ verbirgt.
Zuletzt erzählten Siena Root 2020 vom „Secret Of Our Time“ – da ist die „Revelation“ fast schon folgerichtig. Seit den Konzerten im vergangenen Jahr hat sich eine neue Kernband herauskristallisiert: Mit der äußerst charmanten, ausdrucksstarken Zubaida Solid, die neben ihrem Part als Sängerin mit Hippie-Ausstrahlung und lasziver Blues-/Soulstimme auch die Orgel bedient, und Gitarrist Johan Borgström, der speziell in den Soli wieder stärker die psychedelische Seite der Band betont, ist Siena Root zu einem kernigen Quartett geworden, das gelegentlich von Sitarspieler Stian Grimstad unterstützt wird.
eclipsed: Die Veröffentlichung von „Revelation“ hat länger gedauert, was schade war, weil ihr dadurch bei eurer letztjährigen Tour kein neues Album vorstellen konntet, obwohl es doch schon fertig war, oder?
Sam Riffer: Ja, stimmt. Da wir in der musikalischen Ausrichtung nicht übereinstimmten, sind wir vom Plattenlabel Metalville zu Atomic Fire gewechselt. Es gab aber auch Probleme mit der Vinylproduktion, die uns sehr wichtig ist.
eclipsed: Ein Wechsel beim Leadgesang kommt bei Siena Root ja häufig vor. Immerhin ist Zubaida ebenso wie Johan schon seit dem letzten Album mit an Bord, nun aber allein am Mikro. Werden uns die beiden länger erhalten bleiben?
Riffer: Wechselnde Sänger und Sängerinnen bei uns? Nie davon gehört. (lacht laut) Zubaida kannten wir schon länger, da sie in der schwedischen Blues- und Rockszene aktiv ist und unsere Konzerte besuchte. Natürlich wollen wir mit ihr und Johan weitermachen. Auch wenn mir das keiner mehr glaubt, wollte ich schon unsere allererste Besetzung von „A New Day Dawning“ zusammenhalten. (lacht) Der Grund für die Wechsel ist, glaube ich, dass es sehr hart ist, für eine Band wie Siena Root zu arbeiten, die weder ganz klein noch ganz groß, aber häufig auf Tour ist. Das unterschätzen viele.
eclipsed: In der Geschichte von Siena Root haben die personellen Veränderungen immer auch den Sound geprägt – etwa Erik Petersson, der für einen orgel- getriebenen, purplemäßigen Hardrockklang sorgte. Welchen Sound bringen Zubaida und Johan in die Band ein?
Riffer: Ich glaube, sie stehen sowohl für den vergangenen wie den gegenwärtigen Sound der Band. Wir klingen jetzt wieder mehr wie in den frühen Bandtagen ab „A New Day Dawning“. Doch egal, ob etwas mehr Purple oder Floyd im Sound ist, es sind immer Siena Root.
Love Forsberg: Ich finde, dass Johan vielseitiger ist und auch wieder mehr psychedelische Töne an der Gitarre einbringt. Auch das Songwriting ist noch besser geworden.