Die Frage, ob Soen eine politische Band sei, beantwortet deren Leader und Schlagzeuger Martin Lopez im eclipsed-Interview mit einem klaren Ja. Das neue Album „Atlantis“, das die schwedische Gruppe gemeinsam mit acht klassischen Musikern live eingespielt hat, lässt eigentlich auch keinen anderen Schluss zu - und das nicht nur wegen des Songs „Trials“.
Schweden hat im September gewählt und einen politischen Richtungswechsel von links zu konservativ-rechts vollzogen. Mit den Schwedendemokraten beteiligen sich nun auch in dem skandinavischen Land, das bisher als besonders liberal galt, Rechtspopulisten zumindest indirekt an der Regierung. Eine Zeitenwende. Was das alles mit dem neuen Album von Soen zu tun hat? Eine ganze Menge: Die schwedische Band um Drummer Martin Lopez hat sich in ihren Texten schon immer zu brisanten gesellschaftlichen und politischen Themen geäußert. Das soll nun erst recht gelten. „Ich habe diese Leute nicht gewählt, aber Demokratie ist so“, kommentiert Lopez das Wahlergebnis. „Ich stehe zu meinem Land, auch wenn ich mal nicht damit einverstanden bin, wer gerade an der Macht ist. Eines der großen Probleme ist doch momentan, dass Menschen andere zwingen wollen, so zu denken wie sie. Aber das funktioniert nicht.“
Die Lage in vielen Teilen der Welt, das Aufkommen von Autokraten und Antidemokraten treiben Lopez um, und so widmen er und seine Band sich diesen Themen. Das Stück „Trials“, der einzige neue Song auf „Atlantis“ (dazu kommt noch das Slipknot-Cover „Snuff“), handelt genau davon, wie der Ex-Opeth-Schlagzeuger erklärt: „Hauptsächlich geht es darin um Menschen, die wegen repressiver Regierungen und ihrer politischen Ansichten ihre Freiheit verloren haben, in Gefängnissen sitzen oder aus ihrem Land fliehen mussten.“ Ein (leiser) Aufschrei für Freiheit und Gerechtigkeit mit autobiografischem Hintergrund: „Meine Eltern waren politische Flüchtlinge, deshalb ist mir das Thema sehr nah“, erläutert der Schwede mit uruguayischen Wurzeln ...