SPACE INVADERS - Magie des Moments

SPACE INVADERS - Magie des Moments

Während der Pandemie blieb auch den Space Invaders nichts anderes übrig, als im Studio ein neues Album einzuspielen. Die Psych-Space Rocker sind in erster Linie für ihre Live-Shows und Live-Alben bekannt. So ist denn das neue „Garden Of The Wizard“ zwar bereits das fünfte Album der Band, aber erst das zweite reine Studioalbum. Und doch versprüht es den trippigen Charme eines Konzerts – wie üblich mit ausufernden Longtracks.

Sie geben ihre Interviews gern per E-Mail, können so ihre Antworten untereinander abstimmen und als eine geschlossene Einheit geben. Sie – das sind aktuell Mike „Tipi Mike“ Häfliger (Gitarre), Oliver „Brainy“ Gebauer (Gitarre), Horst „Sunhair“ Friedrich (Synthesizer), Dorothee „Dora“ Gockel und Dennis „DNS“ Gockel (Drums). Sie bilden die aktuelle Besetzung der Space Invaders und haben das neue „Garden Of The Wizard“ eingespielt. Ein Album das ganz in der Tradition der bisherigen Alben seit dem 2013er Debüt „Invasion On Planet Z“ steht, dem noch „Playing The Sonic Noise Opera“ (2014, gemeinsam mit Ex-Hawkwind Nik Turner), „Dreadnought“ (2015) und „Ayakashi“ (2016) folgten. 

eclipsed: Euer neues Album „Garden Of The Wizard“ besteht nur aus fünf Longtracks. Im Garten des Zauberers scheinen demnach nur sehr große Pflanzen zu wachsen.

Space Invaders: Seit Musik nicht mehr nur in der Jukebox läuft, kann und darf man jetzt auch längere Stücke machen. Es gibt tatsächlich Menschen, die Musik als Reisevehikel nutzen und dazu eignen sich längere Tracks einfach besser. Ist ein bisschen so wie mit gutem Sex, man will ja nicht schon nach drei Minuten abspritzen. Wir mögen halt über 15 Minuten lange Tracks. Manchmal gehen sie auch weit über 30 Minuten. Zum Beispiel in den indischen Ragas, da ist es ganz normal, dass eine Raga über eine Stunde dauern kann. Aber auch in der afrikanischen (Trommel-)Musik entsteht eine Trance erst nach langem, vielstündigen Reinsteigern.

eclipsed: Nach „Dreadnaught“ ist „Garden Of The Wizard“ erst euer zweites Studioalbum. Die anderen Alben wurden live eingespielt. Ich gehe davon aus, dass ihr das neue Album aber nicht im Studio „ausgetüftelt“ und „konstruiert“ habt. Stattdessen ist es bestimmt in Jamsessions entstanden, oder?

Space Invaders: Ja klar, auch im Studio spielen wir live ohne Overdubs und so. Das hat den Vorteil, dass man sich besser mit der Tonabnahme beschäftigen kann. Der Unterschied ist nur, dass das Publikum fehlt. Auf der Bühne spielt das Publikum sozusagen mit und kreiert mit der Band zusammen die Stimmung. Auch der Raum oder der Ort, in dem wir jammen, spielt eine Rolle. Im Studio ist es meist etwas gechillter.

eclipsed: Im Interview zu „Dreadnaught“ habt ihr mir gesagt, dass Komponieren zu anstrengend sei und dass ihr lieber die Magie des Moments beim Jammen ausnutzen wollt. Gilt das noch immer? Wie fangt Ihr diese Magie ein?

Space Invaders: Dass komponieren zu anstrengend sei, war wohl eher als Scherz gemeint. Auf jeden Fall nutzen wir das noch immer! Das macht eine instant komponierende Jamband wie die Invaders aus. Magie fängt man nicht ein, sondern Mann/Frau zaubert halt so, wie wir es gelernt haben. Also mit Zylinder und weißem Karnickel oder so ähnlich. Wenn alles zusammenpasst, wie ein spezieller Ort, offene und abenteuerliche Menschen, die nicht einen „I love you, you broke my heart“-Hitparadensong hören wollen, und natürlich eine sensible und geerdete Band, die gewillt ist, die Zuhörer/Zuschauer auf eine Klangreise mitzunehmen, entsteht Magie.

eclipsed: Beschreibt doch mal bitte eine typische Aufnahme-Session oder Jamsession von euch. Was läuft da ab?

Space Invaders: Wir bauen unsere Instrumente auf, der Techniker stellt die Mikrofone auf und dann gibt es einen Soundcheck. Wenn alles gut verkabelt ist, jeder einen guten Sound hat und wir ein gutes Monitoring haben gehts los. Irgendwo entsteht ein Ton und die Frequenzwellen bilden ein Tempo und daraus entstehen die Harmonien und der Rhythmus. Egos müssen draußen bleiben, nur das Gefährt zählt. Eigentlich nicht viel anders als wir das auch live tun. Dazwischen unterhalten wir uns und pflegen das gesellige Zusammensein.

eclipsed: Die fünf Longtracks auf dem neuen Album sind ziemlich unterschiedlich. Es gibt Hartes und Schroffes, aber auch weich Schwebendes. Schnelles und Langsames. Verschiedene Sounds stehen abwechselnd im Mittelpunkt. Wie ergibt sich das? Versucht Ihr ausgewogen zu sein? Habt ihr Du eine favorisierte Spielart?

Space Invaders: Nein wir versuchen nicht ausgewogen zu sein. Wir sind einfach ausgewogen. Favorisiert, ist was dem Stück dient!

eclipsed: Ab 2013 habt ihr regelmäßig bis 2016 Alben veröffentlicht. Nun die lange Pause von sechs Jahren nach dem letzten Album „Ayakashi“ von 2016. Wieso hat es so lange gedauert?

Space Invaders: Die Gründe dafür sind vielschichtig. Familien, Lineup-Wechsel, Jobs und auch fehlerhafte Liveaufnahmen und natürlich der Reise- und Gigkiller „Corona“. Wir hatten uns auch keinen Stress gemacht, man muss nicht immer alles erzwingen wollen. Gut Ding braucht Zeit! Und dann mussten wir noch fast ein Jahr auf die LP-Pressung warten.

eclipsed: Ihr habt einige Besetzungswechsel durchgemacht. Sunhair ist als Keyboarder dabei. Dora G. hat Paul Pott am Bass ersetzt. Wie kam es zu diesen Besetzungswechseln?

Space Invaders: Als Paul Pott die Band verließ, brauchten wir einen Ersatz. Dora, die Frau von Dennis, spielt schon sehr lange mit Dennis in Weltraum zusammen. Also eine gut eingespielte Rhythmusgruppe. Dora hatte schon vor ihrem Beitritt ein paar Mal bei uns ausgeholfen. Sunhair auch. Also wussten wir schon, dass das funktioniert. Es ist klar, dass durch die Wechsel sich unser Sound schon etwas verändert. Jedes Individuum bringt seine eigenen Sounds und Vibes mit ein.

eclipsed: Auch wenn man es nicht mehr hören mag: Wie hat euch Corona eingeschränkt und wie habt ihr als Band Corona überstanden?

Space Invaders: Es ist schwierig beständig zu sein, wenn eine Band keine Konzerte machen kann. Aber Dennis hatte die Idee, zusammen ins Studio zugehen um Material aufzunehmen. Das hat unserem Zusammenhalt gutgetan. 

eclipsed: Ihr alle habt noch weitere Projekte am Start, zum Beispiel mit Weltraum und Knall. Wie kommt ihr wieder mit den Space Invaders zusammen? Wann sagt wer „lasst uns doch mal wieder was machen?“

Space Invaders: Im Normalfall bekommen wir eine Booking-Anfrage und im Kollektiv entscheiden wir, ob wir das machen oder nicht. Wir müssen nicht möglichst viele Gigs spielen. Wir mögen es, coole Gigs an speziellen, magischen Orten zu spielen. Feste Bandstrukturen sind in unserem Genre unüblich, wir lassen uns oft einfach treiben. Die Musik und der Spaß am Flow stehen bei uns im Vordergrund.

eclipsed: Wie schon beim letzten Album „Ayakashi“ hat Dennis auch das Cover selbstgemacht. Dennis steckt bestimmt auch hinter den Graphik-Designern von www.graphik-gockel.de, oder?

Space Invaders: Ja, Dennis ist Graphiker von Beruf und auch ein begnadeter Maler und Sprayer. Der Albumtitel kam von Dennis und war vor dem Bild da. Dazu gibt es eine kleine Geschichte: Auf einem Psychedelic-Festival lief einer rum, der sich als Schamane geoutet hatte. Er hatte aber nicht mitbekommen, dass alle bei diesem Fest Zauberer, Schamanen und Heiler waren. Jeder für sich in seinem Metier. Jeder, der Magie spüren kann, kann (be)zaubern. Die Musik und die Natur sind unsere Zauberwiesen. 

eclipsed: Wie beurteilst ihr die hiesige Psych/Space-Szene mit den verschiedenen Bands und Festivals? Fühlt ihr da eine Art „miteinander“? Ist es eine große Familie?

Space Invaders: Psychedelica ist eine Erfahrung und nicht ein Musikgenre. Psychonauten sind eine eigene Spezies und in vielerlei Hinsicht verwandt miteinander. Wir kennen viele Musiker und Bands und zum Teil sind wir auch miteinander vernetzt. Eine große Familie mit vielen unterschiedlichen Erfahrungen.

*** Interview: Bernd Sievers