Mit seinen 71 Jahren ist Steve Hackett umtriebig wie nie. Während seine früheren Genesis-Gefährten Collins, Banks und Rutherford demnächst auf der „The Last Domino?“-Tour nochmals ihre alten Songs präsentieren wollen, erfindet sich ihr einstiger Gitarrist (der über die Tourpläne nicht informiert wurde) stetig neu. So geht Hackett auch auf „Surrender Of Silence“ nicht auf Nummer sicher, obwohl in dieser Vorgehensweise durchaus ein Risiko liegt, wie er gut gelaunt im eclipsed-Interview einräumt.
eclipsed: Kann ein Steve Hackett eigentlich auch mal ruhig dasitzen und nichts tun?
Steve Hackett: Ich schätze nein. Zuletzt hatte ich eine sehr produktive Phase mit diversen Albumveröffentlichungen und meiner Autobiografie, das stimmt.
eclipsed: Woher kommt diese Motivation, immer wieder Neues zu schaffen?
Hackett: Ich finde, es ist wichtig, nicht einfach ein lebendes Museum zu sein, sondern immer wieder neue kleine Babys zu zeugen.
eclipsed: Eine gute Idee. Das zeigt auch die Tatsache, dass „Surrender Of Silence“ unser Album des Monats September ist.
Hackett: Das ist toll! Neue Musik ist ein Lebenselixier für mich, das mich während des Lockdowns angetrieben hat. Ich kann zwar momentan nicht reisen, was ich liebe. Aber ich kann immer noch träumen und diese Träume in Songs umsetzen.
eclipsed: Worum geht es auf „Surrender Of Silence“?
Hackett: Ich wollte kein Album machen, das diese Corona-Zeit reflektiert, und so ist es mehr ein gesellschaftliches Statement zur Ungleichheit in der Welt und ihren Krankheiten geworden. Songs wie „Fox’s Tango“ behandeln die Frage, ob wir wirklich wollen, dass die eine Hälfte der Weltbevölkerung in einem Gefangenenlager lebt und die andere Hälfte die Schlüssel dazu hat. „Scorched Earth“ thematisiert die ökologischen Probleme auf diesem Planeten. Als ich den Song geschrieben habe, stand gerade halb Australien in Flammen. Seitdem ist es immer schlimmer geworden. Gerade gab es die Brände in Kalifornien, unsere Welt geht zugrunde. Ich interessiere mich sehr für nachhaltige Agrarwirtschaft oder die Überfischung der Weltmeere. Es bräuchte verantwortungsvolle Regierungen, aber ich fürchte, in vielen Ländern haben wir das Gegenteil. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass unsere Spezies nicht überleben wird.