TALAS - Neues aus der Vergangenheit

3. Oktober 2022

Talas

TALAS - Neues aus der Vergangenheit

Manchmal dauert es eben etwas länger: Das neue Album der 1985 einstweilig aufgelösten Heavy-Metal-Band Talas besteht hauptsächlich aus Stücken, die in ebenjenem Jahr entstanden. Aber warum wurden diese jetzt erst aufgenommen und veröffentlicht? Und wie geht man über 30 Jahre später an die Sache heran? Bassist Billy Sheehan steht bereitwillig Rede und Antwort. Und lädt zu einer Zeitreise ein.

eclipsed: Billy, Talas ist vielen von uns aus den Achtzigern bekannt. Dabei reicht die Geschichte der Band viel weiter zurück.

Billy Sheehan: Wir begannen vor sehr langer Zeit, ungefähr 1971/72. Anfangs spielten wir alles im Umkreis von zehn bis zwölf Stunden Fahrtzeit. Toronto, Montreal, Boston, Detroit, Chicago, New Jersey, viel in New York City. Und als wir anfingen zu touren, weiteten wir das über ganz Amerika aus.

eclipsed: Eine der spannendsten Geschichten ist, dass U2 im Jahre 1980 ein Konzert für euch eröffneten.

Sheehan: Wir spielten oft in einem kleinen Club in Buffalo, New York, namens „Stage 1“. Jeden Montag war dort „Talas-Nacht“, und der Promoter, der auch Inhaber des Clubs war, brachte die Eröffnungsacts. Ich wusste nicht, wer diese Band an diesem Abend war, und als mich jemand danach fragte, antwortete ich: „Keine Ahnung, so eine U-Boot-Band“. Wegen dem U davor, wie die deutschen U-Boote. Es war ihre erste US-Tournee. Sie waren sehr nett, und als sie irgendwann Jahre später im Rich Stadium (Football-Stadion in Buffalo – Anm. d. Verf.) spielten, erinnerte sich Bono vor dem Publikum an diesen Abend. Denn es war gleichzeitig der Abend, an dem John Lennon ermordet wurde. Übrigens spielten auch The Police in diesem Club. Nicht mit uns, sie bestritten den gesamten Abend. Aber sie nutzten unsere PA und so. Ich sah mir das Konzert an. Und wo wir gerade dabei sind: Der Promoter, der den Club betrieb, wurde übrigens später unser Manager. Sein Name war Harvey Weinstein. 

eclipsed: DER Harvey Weinstein?

Sheehan: Ja. Er war Promoter und eine Zeitlang unser Manager. Dann ging er ins Filmbusiness. Und jetzt sitzt er im Gefängnis.

eclipsed: 1984 kam eure letzte Studioplatte raus, 1985 löste sich die Band auf, weil du zu David Lee Roth gingst. Und zwischendrin entstanden – außer einem – die Songs, die wir auf „1985“ hören. 

Sheehan: Das ist korrekt. Einige der Songs erschienen auf einer Liveplatte, aber das war eine etwas hastige Angelegenheit. Wir waren zufrieden damit, aber es hätte besser werden können.

eclipsed: Das heißt, die Songs waren damals schon für ein neues Studioalbum geplant?

Sheehan: Nicht ganz. Wir hatten keinen konkreten Plan, diese Songs im Studio aufzunehmen. Wir bekamen schlussendlich einen Plattenvertrag, aber genau in dieser Woche rief das Büro von David Lee Roth an. Es war eine schwere Entscheidung, weil ich so viele Jahre lang mit Talas gearbeitet hatte, aber es war natürlich eine Riesenchance. Also ging ich nach Los Angeles.

eclipsed: Dennoch klingt „1985“, als sei es tatsächlich in eben diesem Jahr aufgenommen worden.

Sheehan: Exakt. Wir hatten zwei Möglichkeiten: Entweder alles zu modernisieren, es mithilfe der neuen Technologien zu glätten, an einigen Stellen in Musik und Text nachzubessern. Oder in die Zeitmaschine zu steigen und alles so zu machen, wie wir es damals gemacht hatten. Wir kamen im Haus unseres Schlagzeugers Mark Miller zusammen, jammten die Songs und später kamen dann Vocals und Overdubs dazu. Es war alles nicht schwierig, denn wir kannten die Songs noch, wir hatten sie ja damals oft live gespielt.

eclipsed: Hast du auch das Equipment von damals verwendet?

Sheehan: Nein. Aber ich verwende ziemlich viel von dem, was ich damals verwendete, immer noch. Klar ändert sich die Konfiguration. Aber die Gesamtsituation hat sich seit Mitte der Siebziger nicht groß verändert. 

eclipsed: Zur Sicherheit nachgefragt: Auch die Texte wurden nicht abgeändert?

Sheehan: Es sind dieselben Texte, dieselben Akkordwechsel. Alles ist dasselbe. Wir haben drei Singles vorab veröffentlicht, und bekamen Kommentare wie: ‚Ich bin so froh, dass ihr es so aufgenommen habt, wie ich es in Erinnerung habe.‘ Die Songs blieben die ganze Zeit in den Köpfen der Leute.

eclipsed: Wann und warum habt ihr entschieden, „1985“ aufzunehmen und zu veröffentlichen?

Sheehan: Wir spielten vor einigen Jahren ein paar Shows, und hatten so viel Spaß, dass die Überlegung aufkam, endlich diese Songs ordentlich aufzunehmen. Es passierte einfach, wir saßen nicht um einen Besprechungstisch herum und haben das entschieden.

eclipsed: Musstest du nach der langen Zeit die Songs neu lernen?

Sheehan: Überraschenderweise ging das recht einfach. Wahrscheinlich wären wir imstande gewesen, innerhalb eines Tages ein Konzert auf die Beine zu stellen. Wir haben diese Songs so oft gespielt. Sie sind auf gewisse Weise in unsere Erinnerung eingebaut, es war also kein Ding, sie aufzunehmen. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum das Album so klingt, wie es klingt. Sehr natürlich. Außerdem, das kommt dazu, habe ich eine recht gute Erinnerung, was Songs anbelangt. Ich wuchs damit auf, Songs zu lernen und zu spielen. Stundenlang. Diese ganzen Coverversionen, hunderte von ihnen. 

eclipsed: Hattest du denn während der jahrzehntelangen Pause Kontakt mit den anderen Bandmitgliedern?

Sheehan: Nicht viel. Als ich nach L.A. zog, verlor ich viel Kontakte. Aufgrund der Entfernung, aber auch aufgrund dessen, dass mein Leben plötzlich zwanzigmal so geschäftig wurde. Hier und da habe ich mal jemanden getroffen, aber es ist nicht einfach, mit mehr als 10-15 Leuten wirklich in Kontakt zu bleiben. Das war eine der negativen Seiten des Umzugs nach L.A.. Dank Social Media stehe ich heutzutage aber mit vielen Leuten von damals in Kontakt. Das ist schön ...

Das komplette Interview ist Teil unseres Online-Abos, siehe https://www.eclipsed.de/de/abo

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