THE TEA PARTY - Die großen Unbekannten

28. Dezember 2021

The Tea Party

THE TEA PARTY - Die großen Unbekannten

Das kanadische Trio The Tea Party hat den Retro-Rock von Wolfmother und anderen um eine Dekade vorweggenommen, stand mehrfach vor dem großen Durchbruch und ist gut Freund mit Jimmy Page. Trotzdem drohten Jeff Martin & Co. zuletzt in der Obskurität zu verschwinden. Bis jetzt: Mit „Blood Moon Rising“ wagen sie einen erneuten Anlauf auf den Rock-Olymp.

Brisbane liegt am Arsch der Welt. Doch gerade hier – 14735 Kilometer Fluglinie von seiner ursprünglichen Heimat Windsor, Ontario, entfernt - fühlt sich Jeff Martin, das 52-jährige Mastermind von The Tea Party, am wohlsten. Mit Ehefrau Melissa und Sohn Django residiert er im bergigen Hinterland der Hafenmetropole, hat einen traumhaften Panoramablick über den Pazifik und besitzt ein kleines Heimstudio, in dem er befreundete Künstler, aber auch eigene Stücke produziert. Wie die 14 Kompositionen auf seinem neunten Album „Blood Moon Rising“, mit dem sich das Trio nach siebenjähriger Pause zurückmeldet - und Hoffnung auf mehr macht.

eclipsed: Jeff, warum sind The Tea Party nie die größte Rockband der Welt geworden – obwohl man euch das oft prognostiziert hat?

Jeff Martin: Im Nachhinein würde ich sagen: Wir hatten einfach Pech. Denn als es Mitte der 90er – mit Alben wie „The Edges Of Twilight“ – gut lief, haben wir das Management gewechselt und bei SRO angeheuert, die damals auch Rush und Van Halen betreuten. Unser Mann war Steve Hoffman, der viele tolle Ideen hatte. Und unser erstes gemeinsames Album, „Transmission“, war ein Erfolg. Doch dann starb er mit gerade mal 38 Jahren an Krebs, was uns ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Wir haben nie wieder jemanden mit seinem Können und seiner Begeisterung gefunden.

eclipsed: Bis zur Trennung 2006 seid ihr weiter in Kanada, den USA und Australien getourt. Warum habt ihr es dagegen nie wieder nach Europa geschafft?

Martin: In den 90ern – vor Napster, Spotify und Apple Music – hatten Plattenfirmen noch das Geld, um ihre Künstler bei der Finanzierung von Tourneen zu unterstützen. Was es einer Band wie uns ermöglicht hat, auch mal in Deutschland zu spielen, obwohl das ein Verlustgeschäft war. Aber seit der Jahrtausendwende haben viele Labels dichtgemacht oder alles heruntergefahren. Was für uns als Familienväter bedeutete, dass wir es uns schlichtweg nicht mehr leisten konnten, ohne Geld nach Hause zu kommen. Das heißt nicht, dass wir es nicht vermissen …   

eclipsed: Warum habt ihr seit der Reunion von 2011 bislang nur ein Album zustande gebracht – „The Ocean At The End“ von 2014?

Martin: Es ist vor allem ein logistisches Problem: Ich lebe in Australien, während Jeff und Stuart in Kanada sind. Insofern müssen wir erst einmal zusammenfinden, um gemeinsam schreiben zu können. Denn anders funktioniert es bei uns nicht. Wir sind nicht die Band, die via Internet oder Filesharing arbeitet, sondern für The Tea Party ist es unabdingbar, dass wir in einem Raum sind und unsere unterschiedlichen Energien zusammenführen. In Zeiten von Covid ist das geradezu unmöglich.

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