WALTER TROUT "Ich bin immer noch hier"

5. Oktober 2025

Walter Trout

WALTER TROUT "Ich bin immer noch hier"

Walter Trouts Karriere nahm vor allem in den 1980er-Jahren Fahrt auf. Damals spielte er Leadgitarre bei der legendären Bluesband Canned Heat. Es folgte ein mehrjähriges Engagement bei John Mayall & e Bluesbreakers, ehe er 1989 seine Sololaufbahn startete. Nun erschien sein 21. Solostudioalbum.

Auf „Sign Of The Times“ übt der 74-jährige, in New Jersey geborene Wahlkalifornier schonungslos Kritik am Umgang der Menschen mit der Natur sowie an neuen Technologien und den davon ausgehenden Gefahren. Satirisch, wütend und trotz allem hoffnungsvoll lässt er die Hörer auch an den persönlichen Herausforderungen teilhaben, die er im Hinblick auf seine Gesundheit, die Gesellschaft und sein Leben als Musiker zu meistern hatte.

eclipsed: Von 1985 bis 89 warst du Leadgitarrist bei John Mayall & The Bluesbreakers. Dort spielten unter anderem auch John McVie von Fleetwood Mac und Mick Taylor von den Rolling Stones. War das die beste Band, in der du je Mitglied warst?

Walter Trout: Es war auf jeden Fall spektakulär. Und wir haben alle eine Menge getrunken. Aber es war gut. Ich kann dir eine Geschichte erzählen aus der Zeit, als ich noch bei Canned Heat war und wir für die Bluesbreakers mit Mick Taylor, John McVie und dem Schlagzeuger Colin Allen die Konzerte eröffneten: An einem freien Tag gehe ich in ein Hotel, und da sind John McVie und Mick Taylor mit einer Flasche Franzbranntwein aus Isopropylalkohol. Den sollte man nicht trinken, der zerstört dein Gehirn, er macht dich blind. Sie haben es aber getan und ihn mit Orangensaft gemischt.

eclipsed: Hat dich das abgeschreckt?

Trout: Ich fragte: „Warum trinkt ihr Franzbranntwein?“ John McVie meinte: „Weil er nur 89 Cent pro Flasche kostet!“ Daraufhin sagte ich ihnen, dass ich eine riesige Flasche Wodka in meinem Zimmer hatte: „Kommt schon, ich habe das echte Zeug. Hört auf mit dem Franzbranntwein!“ Also gingen wir auf mein Zimmer und feierten eine Party, die Jungs von Canned Heat kamen auch vorbei. John McVie war dann so betrunken, dass er auf dem Boden lag, bewusstlos, und wir hörten uns Blues-Kassetten an. Das Tape war zu Ende, und ich ging rüber und fragte in die Runde: „Was wollt ihr hören?“ Da öffneten sich John McVies Augen, sein Kopf hob sich, und er sagte: „Bitte nichts von Stevie Nicks!“ Das ist eine wahre Geschichte. Ich bin umgefallen vor Lachen, Mann.

eclipsed: Am Ende war John Mayall derjenige, der dich vor dem Alkohol gerettet hat. Wie schlimm stand es um dich?

Trout: John Mayall, ja, aber auch Carlos Santana und Richie Hayward, der Schlagzeuger von Little Feat. Richie war ein guter Freund von mir. Carlos hat mir auch einmal geholfen; wir verbrachten drei Tage zusammen in einem Retreat. Das war in Berlin, bevor die Mauer fiel. Ich habe in Ostberlin gespielt, mit John und Carlos. Aber John Mayall hat mir am meisten geholfen, denn als ich das erste Mal mit ihm auf Tour war, trank er selbst sehr viel. Das ging so weit, dass wir nach den Gigs durch die Clubs gingen und die halb ausgetrunkenen Getränke, die auf den Tischen standen, in eine Weinflasche schütteten. John mischte alle Drinks in dieser Flasche und ließ sie über Nacht reifen. Am nächsten Tag im Bus sagten wir: „O ja, das ist aber ein schönes Bouquet!“ Es war eine Mischung aus Roséwein und Budweiser. Aber irgendwann hat John aufgehört zu trinken und mir dabei geholfen, es auch zu tun.

Walter Trout - Sign of the Times (Official Lyric Video)

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