WHEEL - „Wahrscheinlich bin ich Masochist und stehe auf Prügel“

6. April 2021

Wheel

WHEEL - „Wahrscheinlich bin ich Masochist und stehe auf Prügel“

Die Rockgruppe Wheel kommt zwar aus Finnland, doch ihr Frontmann James Lascelles ist ein waschechter Brite, der im Übrigen kein Blatt vor den Mund nimmt. Auch auf ihrem zweiten Album, einer anregenden Mischung aus New Artrock und Progmetal mit sehr politischen Texten, zeigt sie sich wieder stark von atmosphärisch-progressiver Musik à la Tool beeinflusst.

Neben Sänger und Gitarrist Lascelles bestehen Wheel aus Santeri Saksala (Drums), Aki „Conan“ Virta (Bass) sowie dem neu hinzugestoßenen Leadgitarristen Jussi Turunen. Im Videointerview spricht der meinungsstarke Bandleader über die Motivation hinter dem neuen Album, musikalische Einflüsse und die negativen Folgen medialer Filterblasen.

eclipsed: „Resident Human“ ist euer zweites Album. Wo siehst du die Unterschiede zum Vorgänger „Moving Backwards“?

James Lascelles: Auf dem neuen Album haben wir versucht, eine größere Stilvielfalt hineinzubringen. Gleichzeitig wollten wir das Album etwas rauer klingen lassen. Heutzutage kannst du ja im Studio alles machen, aber wir wollten dieses urtümliche Gefühl rüberbringen.

eclipsed: Ihr seid ja eine englisch-finnische Band. Wie habt ihr zusammengefunden?

Lascelles: Ich lebe seit rund zehn Jahren in Finnland. Das ist eine lustige Geschichte: Ein Freund von mir hatte in einer finnischen Castingshow gewonnen und startete als Popsänger durch, benötigte dann aber eine Band. Da hat er mich gefragt. Das war ein guter Job, den ich auch mehrere Jahre gerne gemacht habe, aber beileibe nicht die Musik, die ich spielen wollte. Also bin ich irgendwann ausgestiegen, auch weil ich Leute kennengelernt hatte, mit denen ich meine eigene, deutlich progressivere Version von Rockmusik spielen konnte.

eclipsed: Parallel zur ersten Single „Movement“, auf der es vor allem um die „Black Lives Matter“-Bewegung geht, hast du ein längeres Video veröffentlicht, in dem du deine Meinung zur Polarisierung unserer Gesellschaft kundtust. Ich halte das für einen extrem ungewöhnlichen Schritt. 

Lascelles: Wahrscheinlich bin ich Masochist und stehe auf Prügel. (lacht) Tatsächlich war mir klar, dass die Reaktionen teilweise heftig ausfallen würden, von beiden Seiten des ideologischen Spektrums, das sage ich in dem Video ja voraus. Aber es war mir wichtig, mich politisch zu positionieren, nicht irgendwelche Slogans rauszuhauen, sondern das anzusprechen, was ich als größtes Problem unserer Gesellschaft ansehe: die unverhältnismäßige Bedeutung, die mediale Filterblasen mittlerweile erlangt haben. Jeder bewegt sich mit einer bestimmten Rhetorik nur noch unter seinesgleichen und potenziert somit teilweise gefährliche Meinungen. Ein Dialog findet praktisch nicht mehr statt. Nach dem Mord an George Floyd wurde hier ein negativer Höhepunkt erreicht. Ich finde, wenn man der in der Öffentlichkeit steht, sollte man diese durchaus auch nutzen.

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