Kennt man die wilden Live-Darbietungen, die Ron Thal stets abliefert, so ist man zunächst überrascht, wie ruhig, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen der 54-Jährige im Interview auftritt. Zur Abwechslung greift der in Brooklyn, New York geborene Gitarrist, der von 2006 bis 2015 Mitglied von Guns N’ Roses war und später sogar als Gitarrist/Sänger bei Asia mitwirkte, zwischendurch auch immer wieder zu seiner Vigier-Doppelhalsgitarre.
eclipsed: Ron, die ersten Songs für „Insanium“, dem ersten Album deines neuen Projekts Whom Gods Destroy, entstanden bereits 2020. Warum ist es letztendlich nicht mit Sons Of Apollo weitergegangen?
Ron Thal: Eigentlich lief es ja ganz gut für uns, aber dann mussten wir 2020 unsere Europa-Tour nach bereits vier Gigs abbrechen. Gleich anschließend wollten Derek Sherinian und ich mit der Arbeit am dritten Album beginnen. Aber einige Leute hatten nach Covid ihre eigenen Pläne, was der Band irgendwann den Todesstoß versetzt hat. Vor allem Derek hatte damals schon recht früh das Gefühl, dass es nach der Pandemie nicht für Sons Of Apollo weitergehen würde, wohingegen ich noch Hoffnung hatte. Was soll ich sagen: Er hat Recht behalten. (lacht)
eclipsed: 2022 habt ihr zumindest noch einmal im Rahmen einer Südamerika-Tour zusammengespielt. Hat das Ende der Band auch mit Mike Portnoys Rückkehr zu Dream Theater zu tun?
Thal: Das musst du ihn fragen, ich möchte ihm keine Worte in den Mund legen. Ich sehe es am Ende so: Wenn drei von fünf Mitgliedern nicht mehr dabei sind (Bassist Billy Sheehan, Drummer Mike Portnoy und Sänger Jeff Scott Soto; Anm.), dann ist es nicht mehr die alte Band, und dann muss auch ein neuer Name her.
eclipsed: Ist „Insanium“ das technisch anspruchsvollste Album, das du je eingespielt hast?
Thal: (nickt lange und grinst dabei fast diabolisch) Auf jeden Fall. Einige Unisono-Läufe, die Derek auf dem Keyboard entwickelt hat, sind kaum auf der Gitarre umsetzbar. (holt seine Gitarre hervor und fängt an zu spielen) Ich muss noch verdammt viel üben!