XTC - Die Zauberer aus Swindon

27. September 2018

XTC

XTC - Die Zauberer aus Swindon

Das britische Quartett XTC um das Songwritergespann Andy Partridge und Colin Moulding ist auch zwanzig Jahre nach seinem letzten Album noch Legende – zumindest bei Eingeweihten. Der Sound der Gruppe ist einzigartig: Melodieseligkeit trifft auf experimentelle Klänge, Sixties-Nostalgie auf New-Wave-Ästhetik. Und jede ihrer Platten bietet einen ganz eigenen Zugang zu ihrem Klanguniversum. Doch stehen XTC auch für eine unorthodoxe, von seltsamen Volten bestimmte Bandgeschichte.

Andy Partridge hatte Angst. Ihm war übel, alles drehte sich. Er wusste nicht mehr, wer er war noch wo er sich befand. Nachdem er ein Konzert seiner Band XTC fluchtartig verlassen hatte, irrte er alleine durch San Diego und glaubte zu sterben. Nach diesem Erlebnis am 3. April 1982 war dem Superhirn von XTC klar, dass er keine Bühne mehr betreten konnte. Nur: Seine Band war mit ihrem jüngsten Album „English Settlement“ auf dem Weg nach oben. Seine Mitstreiter träumten davon, Rockstars zu werden. Partridge unterzog sich einer Therapie. Als er auf diese nicht ansprach, zog er endgültig den Stecker. Die Band spielte nie wieder live. Was wäre aus XTC geworden, wenn sie weiter auf Tour gegangen und nicht zu einem reinen Studioprojekt geworden wären? „Wir hätten so groß wie U2 oder R.E.M. werden können“, meinte Partridge Jahre später.

Es ist also nicht nur in musikalischer Hinsicht verständlich, dass XTC gerne als die „Beatles des New Wave“ bezeichnet werden. Schließlich stoppten auch die Liverpooler irgendwann ihre Liveaktivitäten, wenn auch aus anderen Gründen (siehe auch Kasten). Erst ab diesem Moment wurden sie zu den Studiovisionären, als die sie die Popgeschichte heute kennt.

Das Quartett aus der Stadt Swindon im Südwesten Englands ging also ab 1982 einen ähnlichen Weg. Patridge: „Ich konzipierte ‚Mummer‘ [den 1983 veröffentlichten Nachfolger zu ‚English Settlement‘] so, dass man ihn auf der Bühne eigentlich nicht reproduzieren konnte, verlangte aber, dass genau das geschehen sollte. So wollte ich die anderen dazu bringen, auch nicht mehr auftreten zu wollen.“ Und so wurden die XTC-Alben immer abenteuerlicher, detailverliebter, bunter und vertrackter, ohne dass die Band jemals ihre Geheimwaffe aufgegeben hätte: die wunderbaren Melodien, die sich zwischen Beach-Boys-Harmonien und Beatles-Melancholie in lichte Höhen aufschwingen.

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