2004 gründeten Sänger Robert James Moulding und Keyboarder David Eaton im australischen Sydney die nach dem altägyptischen Totengott benannte Band Anubis. Und legten sogleich mit „230503“ ein von Pink Floyd und Co. beeinflusstes modernes Prog-Konzeptalbum vor. „Homeless“, das als erstes Album der Band auf hochwertigem 190g-Vinyl erscheint, bewegt sich in diesem Fahrwasser. Die Frage nach dem, was anno 2020 Heimat sein kann, gewinnt dabei nicht nur angesichts der sich verschärfenden Klimakrise und Armut weltweit einerseits sowie zunehmendem Nationalismus und Populismus in vielen Ländern andererseits, sondern gerade auch inmitten der Corona-Krise eine ganz neue Dringlichkeit.
eclipsed: Was versteht ihr unter „homeless“, und bekommt dieses Phänomen im Zeichen von Corona nicht eine neue Bedeutung?
Duos haben in der Geschichte der Rockmusik immer noch einen ziemlichen Seltenheitswert. Dabei merkt man The Alligator Wine auf ihrem Debütalbum „Demons Of The Mind“ diese Minimal-Besetzung gar nicht an. Komplett ohne Gitarren lassen Thomas Teufel (Drums, Vocals & Percussion) und Rob Vitacca (Vocals, Orgel & Synthesizer) mit ihrem mega-groovigen Retrosound ganz schön die Fetzen fliegen.
Beheimatet sind die beiden Musiker im äußersten Süden Baden-Württembergs, in Waldshut-Tiengen, von wo man über den Rhein fast in die Schweiz spucken kann.
In Zeiten fortschreitender Formatierung fast aller Bereiche von Kunst und Gesellschaft wird es immer schwerer, „unkalkulierte“ Musik zu finden, die nicht dem absurden Bedürfnis nach Suchmaschinenoptimierung oder Klickzahlen geschuldet ist. Die amerikanische Band Other Lives beweist auf ihrem neuen Album „For Their Love“, dass sich die Suche nach einem Gegenentwurf immer noch lohnt.
Organische Arrangements über sich langsam ausbreitenden Melodien und ein sonorer, einfühlsamer Bariton zeugen von einem ausgeprägten Sinn für menschliche Emotionalität. Bei den Other Lives geht es nicht um den schnellen Konsum eines auf ein Zielpublikum hin produzierten Klangprodukts, sondern um musikalische Zustände und Prozesse, in denen man sich als Hörer aufhalten und ausbreiten, die man hautnah erleben kann. Unmittelbar vor dem Lockdown machte sich Bandleader, Sänger und Gitarrist Jesse Tabish noch auf den Weg nach Berlin, um über das neue Album seiner Band zu erzählen.
Der Engländer Steve Thorne ist ein eigenwilliger, unangepasster Geist, aber auch ein seltsamer Zeitgenosse. Stark verhaftet im Progressive, kombiniert er doch ohne Scheuklappen verschiedene Stile wie Folk und Indie mit diesem, lässt dabei aber den heiligen (puristischen) Prog-Gral an sich vorüberziehen. Mit seinem jüngsten Album „Levelled – Emotional Creatures: Part 3“ schließt er an sein Debüt „Emotional Creatures: Part One“ (2005) und „Part Two: Emotional Creatures“ (2007) an. Musikalisch auf jeden Fall ein spannendes neues Werk – doch inhaltlich spricht er höchst kontroverse, ja befremdliche Themen an, kritisiert Wissenschaft als autoritäre Glaubensgemeinschaft, hält die Mondlandung für einen „Fake“ und diskutiert längst überholte Theorien wie die, dass die Erde flach („level“) sei und sich nicht um die Sonne drehe ...
Als Gitarrist Axel Rudi Pell im Winter sein 18. Studioalbum aufnahm – wenn man „Diamonds Unlocked“ mit seinen Coverversionen nicht mitzählt –, hätte er sich nicht träumen lassen, dass der Titel „Sign Of The Times“ in diesen Corona-Zeiten besonders bedeutungsschwanger daherkommt. Alle Live-Aktivitäten liegen nun allerdings erst mal auf Eis. „Wenn man ein neues Album am Start hat, will man natürlich raus, um es live zu präsentieren. Im Normalmodus wären wir schon mitten im ersten Teil der Tour. Den haben wir nun um ein Jahr verschoben. Somit wird der geplante zweite Teil im Oktober und November zu Part One. Hoffe ich zumindest ...“
„It’s a strange time talking about music!” Steve Lipiec, Keyboarder der englischen Neoprogband Final Conflict hat sicher recht, wenn er meint, dass es gerade Wichtigeres gebe, als über Rockmusik zu sprechen. Das Interview mit eclipsed fällt auf einen Tag, an dem beunruhigende Zahlen zur Corona-Lage in England bekannt werden. Nur ganz langsam entwickelt sich das Gespräch deshalb so, wie ursprünglich geplant.
Steve Wynns DREAM SYNDICATE gehört zu den Altvorderen der alternativen Gitarrenbands. Die Formation beeinflusste nicht nur die gesamte Shoegaze-Szene, sondern ihre doppelte Gitarren-Front stand auch Pate für Sonic Youth. Wynn selbst erklärte von Beginn an, dass ihm bei seiner Musik Ornette Coleman oder John Coltrane vorschweben würden. Das war nicht immer leicht nachzuvollziehen, denn diese Jazz-Musiker hatten mit Gitarrenrock natürlich wenig am Hut. Doch in den fünf langen Jams auf der neuen CD „The Universe Within“ offenbart sich endlich die Verbindungslinie.