Mit „XI: Bleed Here Now“ hat die texanische Band …And You Will Know Us By The Trail Of Dead ein opulentes Meisterwerk vorgelegt, wie man es ihr nach einer Reihe etwas beliebiger Platten gar nicht mehr zugetraut hätte. Es ist ein Album geworden, das dem Prog der 70er frönt und eine so breite Palette an Stilrichtungen präsentiert, dass dem Hörer schon mal schwindelig werden kann. eclipsed sprach mit Mastermind Conrad Keeley über die kreative Wiedergeburt.
Wir erreichen Conrad Keeley im Hauptquartier seines Berliner Promotionteams. Er sei „etwas verkatert“, hoffe aber, dass er einige Worte zum neuen Alben sagen könne, „solange es keine ganzen Sätze sein“ müssten, erklärt er laut lachend. Im Laufe des Gesprächs erweist sich der Sänger, Gitarrist und Keyboarder aber glücklicherweise dann doch als sehr auskunftsfreudig.
eclipsed: Erst einmal Glückwunsch zum neuen Album, das in eurem Gesamtwerk ganz oben anzusiedeln ist …
Sechs Jahre ist es her, dass das letzte Album der texanischen Band And You Will Know Us By The Trail Of Dead erschien, die ja im Grunde nur ein Duo ist. Auf „IX“ ließen es Frontmann Conrad Keely und sein trommelnder Gegenpart Jason Reece damals wieder etwas ruhiger angehen, nachdem man auf den Vorgängeralben teils der Lärmphase des Frühwerks gehuldigt hatte: „Ich denke tatsächlich in Trilogien“, erklärt Keely, „und diese aktuelle Trilogie fing mit ‚IX‘ an und geht nun eben mit ‚X‘ weiter, und das nächste Album werde ich dann vielleicht sogar ‚XI‘ nennen, haha. Im Ernst: Ich habe mich hier in der Tat auf unsere eher besonnenen, melodischen Songs der drei Alben vom Anfang der Nullerjahre bezogen, das hat sich aber eher spontan beim Komponieren und Arrangieren ergeben.“
Das Unterwegssein ist ein prägendes Element des Soloalbums des Trail-Of-Dead-Frontmanns Conrad Kelly. Zum einen als Thema einiger Songs („Drive Back To Phnom Penh“, „Out On The Road“). Zum anderen entstanden viele der Tracks unterwegs, auf Tour mit der Stammband, auf Reisen durch seine Wahlheimat Kambodscha, auf Keelys iPad und mithilfe des Programms Garageband.
„Das Album handelt von Verlust, und wir alle haben damit unsere Erfahrungen gemacht. Wir hoffen, dass ihr das alle nachvollziehen könnt. Wenn ihr das nicht könnt, seid ihr keine Menschen und verdient es zu sterben.“ Trail Of Dead haben bekanntlich den Schalk im Nacken, doch wenn es um ihre Musik geht, ist es ihnen ernst.
Trail Of Dead haben Grund zum Feiern. Vor genau zwanzig Jahren wurde die US-Formation, die einst für ihre zerstörerischen Bühnenshows bekannt war, ins Leben gerufen. Von der Urbesetzung sind zwar nur noch Conrad Keely (voc, g) und Jason Reece (dr, g, voc) dabei, doch das aktuelle Album „IX“ verdeutlicht, dass sich die Band nicht auf den Lorbeeren von „Tao Of The Dead“ und „Lost Songs“ ausruhen will. Stattdessen bietet sie mit „IX“ ein sehr kohärentes, melodienreiches Werk, das gleichzeitig betörende New-Artrock-Exkursionen unternimmt. Im Interview verrät Jason Reece mehr über den Songwriting-Prozess, die Aufnahmen und die therapeutische Wirkung der Songs.
eclipsed: Eure neue CD „IX“ erscheint pünktlich zum zwanzigjährigen Bandjubiläum. Ist das der Grund, warum es so optimistisch klingt?
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