Riverside- and Lunatic-Soul-Chefdenker Mariusz Duda erzählt gerne große spannende Geschichten. Zuletzt hatte er solo die selbsterklärende „Lockdown Trilogy“ vorgelegt. Auf seinem mittlerweile vierten Solo-Album „AFR AI D“, das wieder eine rein elektronische Tour de Force ist, beschäftigt er sich damit, wie die Frage nach Nutzen, Gefahren und Weiterentwicklung einer Künstlichen Intelligenz in den gesellschaftlichen Mainstream eingedrungen ist. Angst vor dem „schwarzen Mann“, dem KI-gesteuerten Terminator, hat er dabei nicht, sondern legt eine ganz eigene recht optimistische Sichtweise dar. Wir haben ihn nicht nur zum kontrovers diskutierten Albumthema näher auf den Zahn gefühlt, sondern auch zu den einzelnen Stücken sowie generell zum Genre der elektronischen Musik befragt.
Nach dem düsteren „Wasteland“-Album musste man sich ein wenig Sorgen um Riverside machen. Zu melancholisch und zerrissen wirkte das Werk, das nach dem plötzlichen Tod von Gitarrist Piotr Grudziński entstanden war. Bei ihrem jüngsten Longplayer, der den vielsagenden Titel „ID.Entity“ trägt, wirken die inzwischen wieder als Quartett agierenden Polen dagegen wie ausgewechselt. Die Songs klingen frisch, die Band spielt geradezu befreit auf, und die Texte von Frontmann Mariusz Duda sind ungewöhnlich angriffslustig geraten, wobei die Polarisierung der Gesellschaft durch Populisten und Fake News ebenso thematisiert wird wie Internet-Tracking und toxische Beziehungen.
Es war nicht leicht, Mariusz Duda in den letzten Monaten ans Mikrofon zu bekommen. Bereits während der US-Tour von Riverside platzten diverse Verabredungen, ein weiterer Interview-Termin scheiterte in letzter Sekunde, weil das Schiff der „Cruise For The Edge“-Prog-Kreuzfahrt früher als geplant ablegte und in die Internet-freie Zone schipperte. Während der anschließenden Stippvisite in Südamerika schien eine erneute Kontaktaufnahme mit dem Kopf der polnischen Progger noch unwahrscheinlicher, sodass wir den 46-Jährigen erst Anfang Juni nach der Rückkehr in seine Heimat erreichten.
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