AC/DC „Wir sind eine Band, die immer noch Rockmusik für Teenager macht“

15. Dezember 2020

ACDC

AC/DC „Wir sind eine Band, die immer noch Rockmusik für Teenager macht“

Sie stehen wieder richtig unter Strom: „Ich fühle mich super mit dem neuen Album“, sagt AC/DC-Gitarrist und Bandchef Angus Young über „Power Up“, ein in dieser Brillanz von den meisten kaum noch für möglich gehaltenes Spätwerk der australischen Rocklegende. „Wir alle haben die Aufnahmen wirklich unheimlich genossen. Von Anfang an war es unser Ziel, mit dieser Band Musik zu machen, die eine Menge Energie und Leidenschaft versprüht. Wie immer haben wir uns auch dieses Mal bemüht, das ganz besondere AC/DC-Feeling einzufangen.“ Man muss nur die erste Single „Shot In The Dark“, einen knusprig-eingängigen Rocker, hören, um zu wissen, was Angus meint: „Die Nummer sprüht so richtig Funken, auf klassische AC/DC-Art.“

Das Interview mit einem gut aufgelegten Angus findet am Telefon statt. Der Musiker hält sich seit Monaten auf seinem Anwesen nahe Sydney auf – Corona macht schließlich selbst vor unter Strom stehenden Rockikonen nicht halt. Einmal, zu Beginn des Jahres, sei die gesamte Band in den Niederlanden zusammengekommen, um das Video zur Single „Shot In The Dark“ zu drehen. (Youngs Ehefrau Ellen van Lochem ist Holländerin, die beiden verbringen jedes Jahr einige Zeit in ihrer Villa in Aalten nahe der deutschen Grenze.) Doch seitdem habe man sich nun schon länger nicht mehr getroffen. Sänger Brian Johnson lebt ohnehin in den USA, und Angus, der mit 65 Lebensjahren mutmaßlich älteste Schuluniformträger der Welt, genießt seine Abende im heimischen Garten: „Die Frösche haben gerade Paarungszeit“, berichtet er aus seinem Alltag, „die machen einen Mordslärm, das kann ich dir sagen.“ Freilich: „Ganz so laut wie wir sind sie natürlich nicht.“

Dass AC/DC sich noch einmal berappeln könnten, ein weiteres Album einzuspielen – „Power Up“ ist das nunmehr siebzehnte in der 1973 begonnenen Bandkarriere – hätten noch vor vier Jahren wohl nur die unerschütterlichsten Optimisten für möglich gehalten: Schlagzeuger Phil Rudd war wegen seiner Drogeneskapaden sowie Problemen strafrechtlicher Natur gar nicht auf der Tournee zum 2014 erschienenen Album „Rock Or Bust“ dabei. (Neben Drogenbesitz wurde ihm unter anderem vorgeworfen, versucht zu haben, einen Mord in Auftrag zu geben, was sich nicht erhärten ließ; letztendlich wurde er an seinem Wohnsitz in Neuseeland zu acht Monaten Hausarrest verurteilt.) Sänger Brian Johnson, mit 73 der Älteste der Truppe, bekam immer gravierendere Probleme mit seinem Gehör und musste für die letzten Konzerte der Tour durch Axl Rose von Guns N’ Roses ersetzt werden; Bassist Cliff Williams beschloss nach der Tour, sich in den Ruhestand zu verabschieden. Ende 2016 bestanden AC/DC somit nur noch aus Angus und seinem Neffen Stevie Young, der bereits 2014 die Nachfolge seines Onkels Malcolm an der Rhythmusgitarre angetreten hatte. Malcolm Young, Angus’ zwei Jahre älterer Bruder, hatte wegen seiner Demenzerkrankung damals die Band verlassen müssen und lebte bis zu seinem Tod im November 2017 in einem Pflegeheim.

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