Musikveteran Adrian Belew ist auch mit 75 schwer beschäftigt: Seit den Mittsiebzigern spielt der Gitarren-Virtuose mit so unterschiedlichen Künstlern wie Frank Zappa, David Bowie, Paul Simon oder Nine Inch Nails, war insgesamt 17 Jahre Frontmann von King Crimson, produziert eigene wie fremde Alben und geht regelmäßig auf Tournee. Sein aktuelles Projekt: eine Hommage an „Remain In Light“, das legendäre vierte Studiowerk der Talking Heads von 1980 – mit deren Keyboarder Jerry Harrison. Grund genug für ein Gespräch mit Mr. Busy.
eclipsed: Was hat dich zur Kooperation mit Jerry bewegt?
Adrian Belew: Wir sind gute Freunde, und ich fand es immer schade, dass Jerry seit 25 Jahren kaum live gespielt hat, weil er nur als Produzent unterwegs war. Wir haben oft darüber gesprochen, das zu ändern und mal wieder Talking-Heads-Stücke zu spielen – wie auf der „Remain In Light“-Tour von 1980, die wir beide in guter Erinnerung haben. Dann hat er diese Band namens Turquoise gefunden, die bereit war, sich uns anzuschließen. Es gab ein paar Besetzungswechsel, ich habe meinen Bassisten eingebracht, und seitdem klingt das Ganze so gut, dass wir drei Jahre kreuz und quer durch die USA getourt sind. Jetzt kommen wir endlich nach Europa.
eclipsed: „Remain In Light“ gilt als Magnum Opus der Talking Heads – siehst du das ähnlich, oder warum konzentriert ihr euch auf dieses Album?
Belew: Für mich ist es ihr bestes – neben „Fear Of Music“. Ein Meilenstein, den eine Menge Leute lieben, weil er so viele spannende Elemente vereint. Da ist er vergleichbar mit „Discipline“ von King Crimson, das in eine ähnliche Richtung geht und das ich ebenfalls liebe. Deshalb mache ich gerade beides: Beat, die sich auf die King Crimson der frühen 80er konzentrieren, und dieses Projekt mit Jerry. Es gibt ein riesiges Publikum, das das hören will. Entweder, weil es damals zu jung war, um dabei gewesen zu sein, oder weil es dabei war und das unbedingt noch einmal erleben möchte.
eclipsed: Wie bist du Teil des Albums geworden – wie kam es dazu, dass du 1980 an sechs Stücken mitgewirkt hast?
Belew: Ich kannte Eno, der das Album produziert hat, durch unsere gemeinsame Arbeit an Bowies „Lodger“. Dann habe ich mit Bowie im Madison Square Garden in New York gespielt. In der zweiten Reihe saßen die Talking Heads und haben mich quasi gecastet. (lacht) Anschließend meinten sie: „Wir machen ein Album – hättest du Lust, morgen vorbeizuschauen und darauf zu spielen?“ Darauf ich: „Gerne, aber ich habe nur einen Tag, dann muss ich weiter.“ Also bin ich da am nächsten Morgen hin und habe mir angehört, was sie hatten – nämlich Songgerüste ohne Gesang und alle in einer Tonart. Dann hieß es: „Wir möchten, dass du etwas Verrücktes mit deiner Gitarre anstellst – überall, wo du denkst, dass es passt. Den Rest schreiben wir später drumherum.“ (kichert)