Es ist wie beim Attentat auf Robert F. Kennedy: Alle Alt-68er wissen, wo sie waren, als sie zum ersten Mal den Falsettgesang von „On The Road Again“ hörten. Der Floyd-Jones-Song wurde geprägt vom jungen Alan Wilson, der von seinem Gitarren-Partner John Fahey wegen seiner dicken Brille „Blind Owl“ genannt wurde und dem Song mit Fistelstimme, Tambura und feiner Mundharmonika das gewisse Etwas verlieh. Canned-Heat-Leader Adolfo „Fito“ de la Parra, den eclipsed zu Hause im kalifornischen Santa Paula nach einem irren Monsun-Regen erreicht: „Dave Alvin, der Leader von The Blasters, sollte auf unserem neuen Album ,Finyl Vinyl‘ nur mal Gitarre spielen. Aber als er seinen ,Blind Owl‘-Song vorsang, hatte ich Tränen in den Augen!“ Und der Schlagzeuger betont: Die Unsterblichkeit von CANNED HEAT hängt an ihren Gründern, an drei Hits im prägenden Boogie-Stil, aber auch an stets neuen personellen Impulsen.
Im Jahr 1928 schrieb Henry Thomas seinen „Bull-Doze Blues“, der von Alan Wilson zu „Goin’ Up The Country“ umgemodelt wurde – mit Jim Horn (u.a. The Rolling Stones) an der Querflöte. So schafften es die Boogie-Kings Canned Heat erneut in die Charts, in den Abspann des „Woodstock“-Films – und später in den „Director’s Cut“. Umweltaktivist Wilson wurde 1970 tot im Topanga Canyon aufgefunden. Neben ihm galt Bob „The Bear“ Hite als Frontmann. Der bullige Plattensammler (40.000 Scheiben!) bekam regelmäßig Ärger mit Sheriffs, wenn er sich auf Vinyl-Jagd „mit Schwarzen abgab“, und dank seiner gutturalen Stimme wurde Wilbert Harrisons „Let’s Work Together“ zum größten Hit der Band – Nr. 2 im UK. Entmutigt durch die nachlassende Popularität in der Disco-Ära hielt Hites Herz 1981 einer Überdosis nicht stand. Henry „Sunflower“ Vestine, ebenfalls ein eifriger Plattensammler, lernte seine Akkorde wie Alan Wilson bei John Fahey; sein beißender „Schredder“-Stil erwies sich als prägend. Henry verband eine Hassliebe mit dem virtuosen Bassisten Larry „The Mole“ Taylor. Der störte sich am Alk- und Drogenhunger des Gitarristen: Beide spielten nach 1969 meist abwechselnd bei Canned Heat, bis Vestines Herz 1997 versagte.
Adolfo „Fito“ de la Parra, Mexikaner mit L.A.-Szene-Wurzeln und seit 1967 dabei: „Ich bekam den Job auch, weil ich beim Vorspiel Blues-Platten unter dem Arm trug!“ Was Parra in seiner Autobiografie „Living The Blues“ (übersetzt vom Autor dieses Beitrags) an Abenteuern beschreibt, reicht für zehn Staffeln einer Soap, die „Spinal Tap“ zur Kinderstunde degradiert ...