CD-Sampler: Songperlen 1974

1. EPITAPH - Woman (4:19)
Album: Outside The Law (1974/2015, CD) (MIG/375 Media)

Wie auch bei Nektar verwandelte sich für EPITAPH der große amerikanische Traum zu einem Flop. Dass sie sich davon nicht verunsichern ließen, belegt das Album, mit dem sie ihren zahlreichen Fans feinste Kraut-Atmosphären, spielerische Lockerheit und einen zielgerichteten Rock-Punch bescherten. Und die Gitarren!!! 

2. RENAISSANCE - Mother Russia (9:18)
Album: Turn Of The Cards (1974/2020, CD) (Esoteric/Cherry Red)

Vielen Gruppen aus dem Progressive Rock wird eine unpolitische Haltung vorgeworfen. Während RENAISSANCE fragile und durchgetaktete Kompositionen umsetzten, lenkten sie mit diesem wunderschönen, melancholischen Titel die Aufmerksamkeit auf Alexander Solschenizyns (u.a. „Der Archipel Gulag“) Roman „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“. 

3. OMEGA - Help To Find Me (7:43)
Album: 200 Years After The Last War (1974/2022, CD/2023, LP) (MIG/375 Media)

Bands aus dem sogenannten „Ostblock“ schafften so gut wie nie den Sprung über den Eisernen Vorhang. Die ungarischen OMEGA wurden von der Frankfurter Bellaphon entdeckt, produziert und vertrieben. Ihr hochorigineller Stilmix aus Progressive Rock und Rock machten sie schnell zu einem der beliebtesten Acts in Europa. 

4. NEKTAR - Fidgety Queen (4:05)
Album: Down To Earth (1974/2023, CD) (Esoteric/Cherry Red)

Das 74er-Album markierte den Trend zum Mainstream und kürzeren Songs. Allerdings wussten NEKTAR immer noch, wie man einen ordentlichen Rockhammer schwingt. Der Song entwickelte sich schnell zu einem Live-Highlight der Spätphase in den Siebzigern, da der Groove und die Leichtigkeit den Zuhörer schnell vereinnahmten. 

5. KARTHAGO - See You Tomorrow In The Sky (3:46)
Album: Rock'n Roll Testament (1974/2013; CD) (Bacillus/Bellaphon)

Mit ihrem dritten Album – für das der Hanauer Surrealist Helmut Wenske das Cover entwarf – wechselten KARTHAGO zum Bacillus-Label. Die Band um den Top-Gitarristen Joey Albrecht wurde zunehmend funkiger, stand aber noch für einen individuellen Rock-Sound mit ideenreichen Elementen, die den Spieldruck und die Dynamik erhöhten. 

6. SAHARA - Marie Celeste (7:34)
Album: Sahara Sunrise (1974/2019, CD) (Ohrwaschl)

Erst hießen sie Subject ESQ., dann SAHARA. Die Münchener Band gehörte zu den besten Progressive-Rock-Bands aus Deutschland, die mühelos Spielgefühl und komplexe Strukturen miteinander verschmolzen. Hierzulande immer noch unterbewertet, gehören sie in Italien und Großbritannien zu den beliebtesten Seventies-Gruppen. 

7. AGITATION FREE - Through The Moods (live) (edit) (9:17)
Live-Album: Live '74 (At The Cliffs Of River Rhine) (2019, LP) (MIG/375 Media)

AGITATION FREE veröffentlichten mit „Malesch“ und „2nd“ zwei Kult-Ethno-Psych-Alben. Beim WDR zeichneten sie ein brillantes Konzert auf, von dem gekürzte Teile zuerst inoffiziell auf Vinyl erschienen – mit Covermotiven von u.a. Fidel Castro (!) und Che Guevara (!). Aktuell ist eine klanglich deutlich bessere und komplette Fassung verfügbar. 

8. TIGER B. SMITH - She's All Right (2:50)
Album: We're The Tiger Bunch (1974/1993, CD) (Bacillus/Bellaphon)

TIGER B. SMITH spielten zuerst ein Fuzz-Knaller-Overkill-Album unter dem Bandnamen Second Life ein. Danach zeigte der Tiger seine Krallen und präsentierte ideenreiche Rockmusik, die trotz des befremdlichen Images – oder gerade deshalb – zu zahlreichen Auftritten führte. Eine sträflichst unterbewertete Gruppe. 

9. ZYMA - Law Like Love (6:59)
Compilation: Proton 1 (1974, 2LP) (Kerston Records, Licensed from Bellaphon Records GmbH/Garden of Delights)

ZYMA aus dem Großraum Heidelberg/Mannheim begannen ihre Karriere mit kraftvollem Bluesrock mit leichten Jazz-Einflüssen. Besonders die starken Vocals von Dorle Ferber rundeten das ausgeklügelte Klangbild ab. Der Track stammt von einem Kerston-Sampler, dem Label, das die Kultscheibe „Auf der Bahn zum Uranus“ von Gäa veröffentlichte. 

10. GROBSCHNITT - Nickelodeon (live) (9:01)
Recorded live in Hamburg 1973* (exclusively remastered 2024 for this compilation) (Grobschnitt)
*Original studio version released 1974, album: „Ballermann“, Re-Release 2015 (Universal)

Mit diesem Track beweisen GROBSCHNITT ihr Talent für kunstvollen und melodiösen Progressive Rock. Die Band, die damals die Live-Szene Deutschlands dominierte, ließ oftmals das Tonband mitlaufen, wodurch diese frühe Fassung des Songs erhalten blieb, der in der Studioversion 1974 auf der beliebten LP „Ballermann“ erschien.