DAVID GILMOUR wird 75 - Der Buddha von Brighton

3. März 2021

David Gilmour Pink Floyd

DAVID GILMOUR WIRD 75 - Der Buddha von Brighton

Keine Tourneen, keine Alben, kein Stress – nur Familie und frische Luft: Zum 75. Geburtstag schiebt David Gilmour eine ruhige Kugel und mutiert zusehends zum Buddha. Ein Mann, der mit dem Musikgeschäft, mit Bandhierarchien und dem eigenen Status als Rockstar abgeschlossen hat und seinen Lebensabend auf möglichst beschauliche Weise verbringen will. Es sei ihm gegönnt …

Wer David Jon Gilmour je getroffen hat, weiß: Der Mann, der am 6. März stolze 75 wird, ist kein einfacher Gesprächspartner. Anlässlich der handverlesenen Interviews zu seinem letzten Soloalbum „Rattle That Lock“ besteht er darauf, von Medienvertretern mit „David“ statt „Dave“ angesprochen zu werden – er wolle „mit Respekt“ behandelt werden. Und Fragen zu Pink Floyd sind gänzlich untersagt, weil er davon „die Nase voll“ habe: „Dazu habe ich schlichtweg alles gesagt, und es wird halt irgendwann langweilig. Abgesehen davon will ich nicht in der Vergangenheit leben, und deswegen rede ich nicht mehr über meine Beziehung zu Roger oder was wir 1975 oder wann auch immer gemacht haben. Pink Floyd war toll, aber es ist vorbei – das Leben geht weiter. Einige Leute wollen das nicht wahrhaben, deshalb muss ich sie höflich bitten, meine Ansichten zu respektieren.“

Das sagt er in einem Ton, der keine Widersprüche duldet – während er im Schneidersitz im Bug der MS Astoria an der Themse empfängt. Er ist barfuß, trägt T-Shirt zu Shorts, lichtem Scheitel, weißem Vollbart und einem stattlichen Wohlstandsbauch. Ein richtiger Buddha eben, der sich in dem zum Studio umfunktionierten Schiff von 1911, das im poshen Londoner Vorort Hampton vor Anker liegt, ein mondänes Tonstudio eingerichtet hat. 

Das nutzt er jedoch nur noch zu repräsentativen Zwecken oder um es zu vermieten. Denn: Pink Floyd sind für den achtfachen Familienvater endgültig passé, und auch seine Solokarriere erachtet er als „eigentlich erledigt“. Er wolle die Zeit, die ihm noch bleibe, nicht mit Arbeit verbringen, sondern jeden Augenblick in vollen Zügen genießen – auf Spaziergängen mit seiner Frau Polly, beim Musikmachen mit seinen Kindern und natürlich bei gutem Essen. Das kann man ihm nicht verübeln. Schließlich war er seit jenem schicksalhaften Tag im Dezember 1967, als ihn Nick Mason fragte, ob er nicht bei Pink Floyd, der Band seiner alten Schulfreunde aus Cambridge, einsteigen wolle, viel unterwegs und hat oft unter extremem Druck gestanden. Sprich: Trotz des Erfolgs von 250 Millionen verkauften Alben und eines Privatvermögens von 115 Millionen britischen Pfund war er oft alles andere als glücklich. 

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