Immer nur „Hotel California“, „One Of These Nights“ und „Heartache Tonight“ ist auf Dauer unbefriedigend. Meint zumindest der 74-Jährige – und legt mit „Day By Day“ sein siebtes Soloalbum vor. Ein Werk mit hochkarätiger Gästeliste, tollem Sound und vorbildlichem Ansatz: kreative Selbstverwirklichung. Dafür, so Schmit im eclipsed-Interview in Amsterdam, sei es nie zu spät.
eclipsed: Timothy, du bist das einzige Eagles-Mitglied, das noch neue Musik veröffentlicht. Eine Reaktion auf die mangelnde Schaffenskraft der Band?
Timothy B. Schmit: Das spielt da definitiv mit rein. Aber: Gleichzeitig erlaubt mir die Band eben auch, das zu tun, wozu ich gerade Lust habe. Das umfasst mein eigenes Plattenlabel, mein Studio und meine Musik. Was eine großartige Sache ist – nämlich völlige Freiheit zu haben. Deshalb ist es auch nicht so, dass ich nicht mehr gern in der Band wäre. Nur: Ich brauche einen Ausgleich dazu, dass die Leute nur noch alte Sachen hören wollen – und nichts anderes. Deshalb spielen wir schon länger nichts mehr vom letzten Album – weil das nicht gefragt ist. Und ich verstehe das. Würde es die Beatles noch geben, wäre ich wohl auch nicht so scharf auf ihre neuen Sachen.
eclipsed: Was deine neuen Songs ausmacht, ist vor allem stilistische Vielfalt, die sogar Reggae impliziert. Wie kommt’s?
Schmit: Weil ich darauf stehe. (lacht) Und es reflektiert meinen Geschmack, der keine Grenzen kennt. Heute Morgen habe ich zum Beispiel Klassik zum Frühstück gehört – das tue ich oft. Wenn ich dann meine Dehnübungen mache, höre ich einen Sender namens SomaFM, der diese Sendung „Seven Inch Soul“ hat. Da laufen nur alte Soul-Singles – wobei man sogar hört, wie die Nadel auf dem Vinyl aufsetzt. Oder ich höre ThistleRadio, das nur irische Musik spielt. Das zeigt, wie ich ticke: Ich mag alle möglichen Arten von Musik – inklusive Jazz und Reggae.
eclipsed: Auf „Day By Day“ wirst du u. a. von John Fogerty, Lindsey Buckingham, Jackson Browne und Mitgliedern der Beach Boys begleitet. Sind das alte Freunde, die du privat kontaktierst?
Schmit: Ganz genau. Es sind Leute, die ich seit Jahrzehnten kenne und die ich einfach anrufe oder ihnen eine Mail schicke – nach dem Motto: „Habt ihr Lust?“ Zum Glück melden sich die meisten zurück und sagen: „Klar, Mann, lass uns das machen.“ Es ist eine ganz lockere, ungezwungene Sache unter Kollegen, und ich selbst spiele ja auch gern auf fremden Alben – weil es das ist, was Musiker tun. Wir konzentrieren uns darauf, gute Musik zu machen; die beste, die in uns steckt.