GOV’T MULE - Aus der Vergangenheit lernen

28. Juli 2023

Gov’t Mule Warren Haynes

GOV’T MULE - Aus der Vergangenheit lernen

Die Zeiten, in denen Gov’t Mule nur als Ableger der Allman Brothers Band angesehen wurden, sind lange vorbei. „Peace…Like A River“, das 13. Studioalbum der Truppe um Gitarrenschwergewicht Warren Haynes, ist gleichwohl eine Art Neubeginn für das als Jamband bekannte Quartett. Im exklusiven Interview mit eclipsed gab Haynes Auskunft zu seinem jüngsten Werk, das unter dem Einfluss verschiedener gravierender geschichtlicher Ereignisse entstand.

Schon die ersten Takte auf „Peace… Like A River“ verraten, dass sich bei Gov’t Mule etwas verändert hat: Das klingt nicht mehr nach jener Band, die vom ersten Ton an alles reinhaut, was sie spieltechnisch auf dem Kasten hat. Plötzlich stehen die Songs selbst im Vordergrund. Das passierte zuletzt auf dem Album „Déjà Voodoo“, dessen Veröffentlichung bereits knapp zwei Jahrzehnte zurückliegt. Die wichtigste Botschaft der neuen Platte scheint jedoch zu lauten: „Fangt endlich an, aus der Vergangenheit zu lernen!“ Gov’t Mule ist eine Band, die bis vor Kurzem unentwegt auf Tour war. Auf der Bühne lud sie ihre Batterien auf und probierte aus, was später auf den Studioalben Widerhall fand. Dann kamen Corona und der Lockdown. Alle Termine wurden gecancelt, und zum ersten Mal in der langen Bandgeschichte war Gitarrist und Sänger Warren Haynes auf sich selbst zurückgeworfen. „Auf einmal hatte ich Zeit, über alles nachzudenken, was wichtig ist – persönlich, musikalisch und auch politisch. Wir haben ein Gedächtnis. Das sollte bei dem, was wir heute tun, eine Rolle spielen.“ Es ist unüberhörbar, dass Gov’t Mule auf „Peace…Like A River“ ein Lebensgefühl wachrufen, das sich zwischen den mittleren 60erund späten 70er-Jahren verorten lässt – eine Zeit, in der Warren Haynes selbst noch nicht als Musiker aktiv war, auf die er sich aber seit Langem beruft. Das Werk setzt sich aus Ingredienzen zusammen, die von Psychedelic und Prog- über Blues- und Hardrock bis zu Reggae und Postpunk reichen. „Nie haben wir unsere Einflüsse in dieser Vielfalt und Unterschiedlichkeit zusammengeführt. Zuvor haben wir uns immer mehr auf einen oder zwei Schwerpunkte konzentriert. Natürlich suche ich immer nach Diversität, aber so weit wie hier sind wir noch nie gegangen.“

Eine globale Erfahrung

Schon oft haben sich Gov’t Mule in der Vergangenheit vor anderen Bands verneigt. The Rolling Stones, Led Zeppelin und Pink Floyd haben sie mit ganzen Livealben voller Coversongs bedacht. Daneben gab es Hommagen an Neil Young, The Who, AC/DC oder Grateful Dead; die Veröffentlichung ihres grandiosen The-Doors-Tributs mit Robbie Krieger steht noch aus. Auf „Peace… Like A River“ lassen sich Einflüsse all dieser Bands und Musiker finden. Bei der Frage, ob das Album eine Hommage an ihre Tribute sei, muss Warren Haynes lachen. „Es ist ganz sicher ein Tribut an unsere Einflüsse. Die genannten Bands haben uns natürlich sehr stark geprägt, aber unser Songwriting ist eine Hommage an die Vergangenheit als Ganzes. Normalerweise würde man so unterschiedliche Songs nicht auf einer einzigen Platte erwarten. Sie kamen aus allen Himmelsrichtungen zusammen und treffen sich genau an diesem Punkt ...“

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