HUGH SYME - Unwahrscheinliche Realität

2. März 2025

Hugh Syme Artwork Coverart

HUGH SYME - Unwahrscheinliche Realität

Als Hugh Syme 1975 sein erstes Cover für das Rush-Album „Caress Of Steel“ entwarf, konnte der gebürtige Kanadier nicht ahnen, dass dies der Beginn einer bis heute währenden Zusammenarbeit sein würde. Seitdem entwarf der 72-Jährige, der mittlerweile in den USA lebt, mehr als 300 Covers für Bands wie Aerosmith, Bon Jovi, Iron Maiden oder Whitesnake und avancierte damit zur Kult-Grafik-Ikone. Im Gespräch mit eclipsed geht Syme auf seinen speziellen Stil, seine LieblingsCovers und die jüngst erfolgte Zusammenarbeit mit Dream Theater ein.

eclipsed: Hugh, du hast einen sofort erkennbaren Stil. In gewisser Weise bist du das Pendant zum österreichischen Karikaturisten Horst Haitzinger, der ebenfalls ein Talent dafür hatte, in seinen Bildern verschiedene Bedeutungsebenen sowie Ironie und subtilen Humor einfließen zu lassen. 

Hugh Syme: Ich zeichne ebenfalls satirische Bilder und Cartoons, und es wäre toll, wenn sie in „Time-Life“ oder im „Rolling Stone“ gedruckt würden. Aber ich möchte nicht meinen Namen daruntersetzen, denn das Letzte, was ich will, ist, dass jemand vom FBI oder von der Trump-Administration kommt und sagt: „Gute Arbeit, Hugh. Sie werden ausgewiesen.“ (lacht)

eclipsed: Wo liegen deine besonderen Stärken als Grafiker? 

Syme: Als Kind habe ich immer gerne gezeichnet, und mein Vater, der ziemlich gut zeichnen konnte, nahm sich die Zeit, um mit mir über meine Zeichentechnik zu sprechen. Zeichnen und Malen sind meine Stärke, und später begann ich mich für Platten-Covers zu interessieren – das war die Zeit, als Hipgnosis auf dem Foto eines Londoner Kraftwerks nachträglich ein Schwein einfügten (auf dem Cover von Pink Floyds „Animals“-Album; Anm.), weil die Drähte das mit Helium gefüllte Schwein nicht absichern konnten. Damals erkannte ich die Möglichkeiten des Compositing (die Zusammenfügung mehrerer separat aufgenommener Bilder zu einem Bild; Anm.). Im Gegensatz zu einem Fotografen, der verschiedene Elemente aufnimmt und sie dann zusammensetzt, bringe ich eher die Denkweise eines Illustrators in meine Arbeiten ein, wodurch diese echt aussehen, auch wenn sie unwahrscheinlich sind. Die Bezeichnung „Unwahrscheinliche Realität“ trifft meinen Stil sehr gut. Ich mag auch Ironie und Satire, und bei Rush hatte ich das Glück, meinen Sinn für Humor einfließen lassen zu können. So sieht man auf dem Cover von „Signals“ einen Hund, der an einem Hydranten schnüffelt – ein sehr ungewöhnliches Cover im Rock-Genre. Heute interessiere ich mich immer noch fürs Malen, aber ich verwende mittlerweile auch Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop und Cinema 4D oder Malprogramme wie Corel Painter.

eclipsed: Du hast viele Covers für Prog- und Progmetal-Bands gestaltet. Ist das die Musik, die du auch in deiner Freizeit hörst? 

Syme: Ich habe zwar großen Respekt vor Iron Maiden, Dream Theater und Rush, aber ich höre eher Peter Gabriel, Elbow oder das niederländische Duo Haevn. Ich bin auch alt genug, um Jackson Browne, Don Henley oder James Taylor zu schätzen, und ich bin ein großer Beatles-Fan. Ozzy Osbourne oder Pink Floyd sprechen mich ebenfalls an.

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