Die Niederländerin ist bekannt für ihre Vielseitigkeit, ihre musikalische Biografie entsprechend schillernd. Vielen dürfte sie als Frontfrau von The Gathering in Erinnerung sein, zudem hat sie durch zahlreiche Kollaborationen z. B. mit Devin Townsend, Arjen Lucassen, Anathema oder Within Temptation auf sich aufmerksam gemacht. Mit ihrem Prog-Projekt Vuur (niederländisch für „Feuer“) und solo rockt sie die Bühnen europäischer Clubs und hat mittlerweile bereits sechs Alben unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht. Warum „The Darkest Skies Are The Brightest“ weniger rockig und dafür viel intimer geworden ist, erklärt sie im eclipsed-Gespräch.
eclipsed: Was ist die Geschichte hinter deinem neuen Album? Eigentlich wolltest du doch ein weiteres Vuur-Album machen.
Anneke van Giersbergen: Stimmt. Ich hatte die Band zusammengestellt, weil ich meine eigene Heavy-Truppe haben wollte. Ich mache immer ziemlich viele verschiedene Sachen gleichzeitig und wollte da ein wenig Ordnung reinbringen. Alle härteren und proggigen Sachen sollten unter dem Label Vuur veröffentlicht werden. Es ist nun zwar so, dass mein Name recht bekannt ist. Einen neuen Bandnamen zu promoten war aber mehr Arbeit, als ich mir vorgestellt hatte. Es dauerte länger, die Band bekannt zu machen, das erste Album zu schreiben. Auch die Gruppe auf Tour zu schicken kostete viel Zeit, Energie und Geld. Ich wollte daher so schnell wie möglich das zweite Album auf den Weg bringen. Dafür war ich extrem viel unterwegs und weg von zu Hause. Unter anderem deswegen begann es, in meiner Ehe heftig zu kriseln. Wir kamen an einen Punkt, an dem wir beide geschockt waren. Immerhin sind wir seit mehr als 25 Jahren zusammen! Und plötzlich haben wir uns auseinandergelebt. Aber als wir das realisiert hatten, wurde uns auch bewusst, was wir alles gemeinsam erlebt hatten. Und wir entdeckten, dass da noch jede Menge Liebe ist. Da kamen die Songs ...
eclipsed: Aber anders als gedacht ...
Van Giersbergen: Alles, was ich schrieb, waren keine Metal-Songs. Es waren Liebeslieder, sehr sanfte Sachen. Also widmete ich mich der Musik, die da kam, und stoppte alles andere. Um das zu schreiben, was ich schreiben musste. Dafür zog ich mich in ein Häuschen am Waldrand zurück. Ich konnte mich bei der Arbeit auf das Wesentliche konzentrieren und mich zudem wieder meiner Familie und Ehe widmen. Begonnen hat das alles 2018. Herausgekommen ist dieses Album, das sich doch ziemlich von dem unterscheidet, was ich erwartet hatte.
eclipsed: Würdest du sagen, es ist dein persönlichstes Album?
Van Giersbergen: Ja, das ist auch so etwas, das mich überrascht hat. Ich schreibe ja eigentlich immer über persönliche Dinge. Aber da das neue Album von dieser so speziellen Zeit in meinem Leben handelt, ist es wohl tatsächlich mein persönlichstes.