Nach ihrer hochgelobten Kollaboration „In Amazonia“ von 2019 haben das schwedische Prog-Kollektiv Isildurs Bane und die britische Musiklegende Peter Hammill ein weiteres Mal zusammengefunden und ein zweites gemeinsames Album eingespielt. „In Disequilibrium“ unterscheidet sich deutlich vom Vorgänger – nicht nur weil Hammills Texte die Corona-Pandemie und die Erfahrungen im Lockdown zum Thema haben, sondern auch im Hinblick auf die Entstehungsweise: Statt erst nach und nach vervollständigte Sounddateien hin- und herzuschicken, konfrontierte Isildurs-Bane-Mastermind Mats Johansson Hammill diesmal mit weitgehend fertigen Tracks, die dieser um Texte und Gesangsparts ergänzte – eine Herausforderung für beide Seiten, wie Hammill und Johansson im Interview erzählten.
Die erneute Kooperation fußte auf den positiven Erfahrungen, die Isildurs Bane und Peter Hammill bei der Produktion des ersten gemeinsamen Albums gemacht hatten. Johansson führt aus: „Tatsächlich war es so, dass wir bereits für ‚In Amazonia‘ sehr viel Material eingespielt hatten; es hätte auch ein Doppelalbum werden können. Dies zeigt, wie gut die Zusammenarbeit lief. Als ich dann neue Stücke schrieb, merkte ich immer mehr, dass ich beim Komponieren Peters Stimme im Kopf hatte; es lag also nahe, bei ihm anzufragen.“ Hammill habe diesmal nicht gewollt, dass die Band allzu viel ändere, sobald seine Stimme auf den Tracks sei, sodass Johansson, anders als bei „In Amazonia“, bei dem er ihm eher Demos geschickt hatte, ihm diesmal nahezu fertige Stücke zur Verfügung stellte: „Insgesamt habe ich 13 bis 14 Monate an der Musik gearbeitet und die Tracks mit dem Keyboard eingespielt. Mein Bandkollege Axel Croné war manchmal mit im Studio und hat mich unterstützt, aber die meiste Zeit war ich allein. Am Anfang habe ich die Files unserem guten Freund Pat Mastelotto geschickt, weil unser eigentlicher Drummer Kjell Severinsson eine Auszeit von der Musik genommen hatte, aber in der Endphase der Produktion war Kjell wieder mit dabei, sodass wir sie mit ihm abschließen konnten. Die Parts anderer IB-Mitglieder kamen nach und nach rein und ersetzten meine Synthesizerspuren. Erst danach haben wir Peter die Files geschickt, wobei es erst nur um einen kürzeren Track ging, der dann wieder zu einem ganzen Album wurde. Irgendwann hat uns Peter auch überrascht, indem er plötzlich einen Gitarrenpart dazu eingespielt hat. Das war großartig, weil es so toll gepasst hat!“
Die Herausforderung für Hammill bestand vor allem beim ersten der beiden Tracks allerdings zunächst darin, überhaupt Stellen zu finden, die er mit Texten und Gesangsspuren versehen konnte, denn die vertrackten Kompositionen der Band haben mit typischen Popsongs rein gar nichts gemein. „Tatsächlich dachte ich anfangs, ich würde nur wenige Stellen für gesungene Worte finden, aber es wurden immer mehr, wobei ich von der Band bestärkt wurde“, erinnert sich Hammill. „Ich wollte mich ja auch nicht so aufdrängen und so viel Raum für meinen Gesang beanspruchen, aber Isildurs Bane haben mich da immer wieder angetrieben. Letztlich war ich beim Navigieren durch die Stücke aber auf mich allein gestellt.“ Anspruchsvoll war auch die Aufgabe, für die beiden 20-minütigen Stücke jeweils einen kongruenten Text zu schreiben ...