Mit „Heavy Soul“ hat die englische Bluesrockerin Joanne Shaw Taylor ein Album vorgelegt, das wieder von ihrem typischen Gitarrensound geprägt, zum Teil recht schwermütig und bluesig und immer soulig ist. Neben eigenen Songs wagt sie sich darauf auch an Stücke von Joan Armatrading und Van Morrison.
Mit 40, sagt man, ist der Mensch für das eigene Gesicht selbst verantwortlich. Joanne Shaw Taylor, die auf die Vollendung dieses symbolbehafteten Lebensjahrs zusteuert, hat auf ihrem neuen Werk musikalisch ihre Mitte gefunden: „Heavy Soul“ vereint vieles von dem, für das die Sängerin und Gitarristin aus den West Midlands steht. Verwirrte sie vor zwei Jahren noch manche Fans mit dem Album „Nobody’s Fool“, auf dem im Hinblick auf das Gitarrenspiel so wenig passierte, glänzt sie nun wieder als Gitarristin, ausdrucksstarke Sängerin und Bluesinterpretin gleichermaßen.
eclipsed: Im Albumopener „Sweet ’Lil Lies“ hört man sofort, was für eine außergewöhnlich gute Gitarristin du bist.
Joanne Shaw Taylor: Das war gar nicht als Statement gedacht, sondern mein Produzent Kevin Shirley fand einfach, dass es ein guter Opener sein könnte, weil der Song mich zeigt, wie ich sein will – als Gitarristin, Sängerin und Songschreiberin.
eclipsed: Du lieferst das Stichwort: Seitdem du bei Joe Bonamassas Label Journeyman untergekommen bist, haben Joe und sein Kompagnon Josh Smith deine Alben produziert. Warum diesmal nicht?
Shaw Taylor: Weil sie schlicht und einfach keine Zeit hatten. Joe ist mit Josh wieder auf Tour.
eclipsed: Und so wurdest du an den Black-Country-Communion-, Bonamassa- und Iron-Maiden-Produzenten Shirley weitergereicht?
Shaw Taylor: (lacht) So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Aber Kevin gehört gewissermaßen zur Bonamassa-Familie, hat das Vertrauen von Roy Weisman, Joes Labelchef und Manager und war für „Heavy Soul“ genau der Richtige.
eclipsed: Inwiefern?
Shaw Taylor: Ich fühlte mich gut aufgehoben und fand es sehr angenehm, dass Kevin sehr zügig und auf den Punkt arbeitet. Mit „The Blues Album“ bin ich 2021 zum Blues zurückgekehrt, und „Nobody’s Fool“ zeigte mich als Soulsängerin mit Poprocksongs. Nun habe ich zusammen mit Kevin versucht, alle Facetten meiner Musik wieder auf einem Album zu vereinen. Also: Die Bluesgitarristin mit Hang zum Rock trifft auf die Soulsängerin, die es liebt, Popsongs zu singen.