Kim Deal hat mehrfach Rockgeschichte geschrieben. 1986 gründete sie zusammen mit Black Francis die Pixies, die sich zu einer der einflussreichsten Bands des amerikanischen College Rock der Spätachtziger mausern sollten. Zwei Jahre später stellte sie mit den Breeders noch eine zweite Formation auf, in der sie nicht nur den Frust über ihre Situation bei den Pixies loswurde, sondern abermals die weltweite Rockszene aufmischte. Mit beiden Bands durchlief sie mehrere Reunions, um jetzt in ihrem siebten Lebensjahrzehnt endlich ihr erstes Soloalbum „Nobody Loves You More“ an den Start zu bringen. Nun kann man ja zu späten Debüts höchst unterschiedlich stehen. Was hat Kim Deal uns noch zu sagen, was sie mit ihren bisherigen Bands nicht schon wesentlich überzeugender rübergebracht hat? Wenn man den Titelsong und Album-Opener hört, fühlt man sich unweigerlich wie in einem altmodischen Kino, in dem sich zu Beginn des Films ein schwerer samtener Vorhang öffnet.
Wir erlangen Zugang zu einer Welt voll überraschender Facetten, zärtlich und wütend, rückblickend und vorausschauend. Doch was sich dem Hörer als beeindruckender Film offenbart, kam nicht als durchgehender Plot zu der späten Debütantin. „Ich begann mit zwei Songs“, rekapituliert sie fröhlich. „Das war wie eine Einstiegsdroge. Wir hatten gerade die letzte Pixies-Tour hinter uns, und es war keine neue Breeders-Auflage in Sicht. Ich war mittlerweile nach Los Angeles gezogen und begann, mit Musikern von dort zu arbeiten. Und das klang ziemlich gut. Schließlich merkte ich: Das könnte etwas Größeres werden. Ob ich zu diesem Zeitpunkt schon beschloss, ein Album zu machen, kann ich nicht einmal mit Sicherheit sagen. Aber ein Album ist doch etwas anderes als eine Kollektion von Singles. Und mit Streaming habe ich nun überhaupt nichts am Hut. Mit der Zeit kam ein Song zum anderen. Ich hatte fünf Tracks, die schon aufgenommen waren, drei, die fast fertig waren, zwei, die ich mir vorstellen konnte, und wenn sich alles fügen würde, wäre das ein Album...“