THE MUTE GODS - Stille Post

15. April 2019

The Mute Gods

THE MUTE GODS - Stille Post

The Mute Gods legen bereits ihr drittes Album vor. Dabei sind Nick Beggs, Roger King und Marco Minnemann noch in andere zeitaufwändige Projekte involviert, die ihnen kaum Zeit zum Durchschnaufen lassen. Der Bass- und Stickvirtuose Beggs führt das Trio und bestimmt seine musikalische wie inhaltliche Ausrichtung. So zeigt auch das dritte Album „Atheists And Believers“, dass der einstige Popstar von einem politischen Gewissen angetrieben wird und alles andere als stumm ist.

Dafür, dass Nicks Beggs sich immer so extravagant, bisweilen schreiend komisch herausputzt, gibt er sich im Interview überraschend ernsthaft und wägt seine Aussagen genau ab. Auch, dass der 57-jährige Engländer eine Viertelstunde vor dem vereinbarten Gesprächstermin anruft, nur um sicherzugehen, dass die Leitung steht, ist ungewöhnlich. Nachdem die äußeren Umstände geklärt sind, entwickelt sich ein angenehmes und ertragreiches Gespräch über Gegenwart und Vergangenheit.

eclipsed: Du hast deine Karriere Anfang der Achtziger als Bassist der Popband Kajagoogoo begonnen, heute bist du einer der renommiertesten Instrumentalisten im Prog. Wie kam es zu dieser Wandlung?

Nick Beggs: Wenn du in der Musikbranche bist und Erfolg hast, bleiben dir nur zwei Möglichkeiten: Entweder du verschreibst dich dem, was du tust und versuchst das immer weiterzumachen, oder du versuchst, Dinge zu ändern. Gegen Ende der Achtziger begann bei mir ein Prozess. Ich ging in mich und erkannte, dass ich andere Dinge ausprobieren musste. Ich erfand mich dann als Sessionmusiker neu, erst bei poporientierten Projekten, dann verstärkt mit anspruchsvollerer Musik, bis ich dann irgendwann bei Steve Hackett landete. So etwas geschieht aber nicht über Nacht, du bist nicht heute ein Popstar und stehst morgen auf der Bühne mit Hackett. Es war ein langer Prozess.

eclipsed: Hast du schon zu Zeiten von Kajagoogoo Prog gehört?

Beggs: Ich bin in einem sehr musikalischen Haushalt aufgewachsen, mein Vater war ein semiprofessioneller Musiker, der Saxofon in einer Band spielte. Eines Tages stellte er mir ein Schlagzeug ins Zimmer und verschwand einfach, und zwar für eine sehr lange Zeit. Als er wieder auftauchte, konnte ich es spielen. Ich sog Musik auf wie ein Schwamm. Ich habe mich mit Jazz beschäftigt, mit Pop, Rock, meine Eltern haben Johnny Cash gehört. Eines Tages brachte ein Freund von mir eine Platte mit, es war „Close To The Edge“ von Yes. Ich war begeistert und fragte ihn: Was ist das für eine Musik? Er sagte: Das nennt sich Progressive Rock. Das war schon ein einschneidendes Erlebnis.

eclipsed: Du hast nach Jahren bei Steve Hackett und Steven Wilson 2014 dein eigenes Projekt aus der Taufe gehoben. Hat dich die Arbeit mit ihnen auf gewisse Weise zu The Mute Gods hingeführt?

Beggs: Ich schätze ihre Musik sehr, aber wenn ich Songs schreibe, versuche ich mich davon zu lösen. Ich will kein zweites „Firth Of Fifth“ machen. Es ist also weniger ein musikalischer Einfluss, sondern das Bewusstsein, wer ich als Musiker bin, das sie in mir wachgerufen haben. The Mute Gods ist mein Projekt. Es ist eigentlich ein Soloding, aber wenn du Nick Beggs heißt, bringst du ja kein Album unter diesem Namen raus. Du brauchst einen klangvollen Bandnamen. Und wenn du früher mal ein berühmter Popstar warst, stellst du dich auch nicht hin und nimmst plötzlich Platten auf, die sowieso keiner hören wird. Was ich damit sagen will: Durch meine Arbeit mit Hackett und Wilson habe ich mir über die Jahre einen Namen im Prog erarbeitet. Die Leute sehen, was ich kann und was ich so mache, und genau deswegen bekam ich auch das Angebot des Labels, mal was Eigenes zu machen.

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