IGGY POP - „Die sollen sich alle verpissen!“
Seine Rente hat er sich gesichert. Also gönnt sich Iggy Pop einen Ausflug in Avantgarde- und Jazzgefilde. Sein neues Album „Free“ ist eine Flucht vor dem animalischen Rocker, den er seit Ende der Sechzigerjahre so überzeugend gibt wie kein Zweiter. Und gleichzeitig ist es ein lupenreines „Piss off!“ in Richtung seiner Kritiker.
Von Marcel Anders
Jetzt hat es auch ihn erwischt: Iggy Pop benötigt eine dicke Hornbrille, geht leicht gebeugt, hört schlecht und der Muskel unter seinem Oberarm hängt in sonnengegerbter Haut vom Knochen. Ein Anblick, der ein bisschen schockiert, weil der 72-Jährige immer das drahtige Stehaufmännchen vom Dienst war. Der Prototyp-Punk, der Rebell mit Jeans und freiem Oberkörper. Heute braucht er einen persönlichen Assistenten, der sich um seine Termine kümmert, ihm Kaffee kocht und ihn durch Miami kutschiert, wo Mr. Pop „Free“ präsentiert. Sein 18. Soloalbum ist eine Kooperation mit dem Jazztrompeter Leron Thomas, die für einen Bruch mit Pops typischem Dampfwalzenrock steht. Und für die er nur eine Erklärung hat: „Ich kann es mir leisten“.