Nach rund fünf Jahren Studiopause meldet sich die Band um Justin Sullivan mit einem Album zurück, das anders klingt als die der letzten Jahre. New Model Army sind wieder unmittelbarer und direkter, erinnern an ihre Frühphase und experimentieren zugleich mit neuen Sounds. eclipsed sprach mit dem Bandleader über das neue Werk, die Wirkung seiner Songs und den Zustand unserer Welt.
Nach zahlreichen Zoom-Interviews in den letzten Jahren fühlt man sich im Wohnzimmer von Justin Sullivan schon richtig heimisch. Der New-Model-Army-Frontmann zieht wieder an seiner obligatorischen E-Zigarette, hinter deren Rauch er hin und wieder verschwindet, reagiert gewohnt genervt auf die Begrüßungsfloskel, wie es ihm gehe, und lässt während des Gesprächs in zunehmendem Maße seiner Begeisterung für das neue Album seiner Band freien Lauf, das ihm wie immer eine Herzensangelegenheit ist.
eclipsed: Warum habt ihr eurem neuen Album den Titel „Unbroken“ gegeben? Ist das ein Verweis auf die Hartnäckigkeit und Konsequenz, die die Band seit über 40 Jahren auszeichnet?
Justin Sullivan: In erster Linie muss man den Titel in Verbindung mit dem Cover sehen. Normalerweise nehmen wir eine Songzeile als Titel, die besonders prägnant ist und zum Album als Ganzem passt. Diesmal haben wir uns das Cover von Joolz [Denby] angeschaut, das ein wildes Pferd zeigt, und dann kam mir dieses Wort in den Sinn. Aber ja, ich würde das natürlich auch auf die Band beziehen.
eclipsed: Das wilde Pferd kann natürlich auch für den Sound des Albums stehen. Ich finde, es ist eine sehr ungewöhnliche Platte und …
Sullivan: Findest du? Ich finde, sie klingt wie New Model Army auf den Punkt gebracht.
eclipsed: Dennoch ist sie ungewöhnlich, weil sie einerseits sehr direkt und punkig ist, andererseits die Arrangements sehr interessant und teilweise ungewöhnlich sind.
Sullivan: Das Album geht – in den meisten Songs zumindest – voll auf die Zwölf. Bamm! Es hat also schon eine gewisse Direktheit, und die unterscheidet sich wesentlich vom episch angelegten Sound des Vorgängers „From Here“. Ich beschreibe das mal so: Bei „From Here“ haben wir uns aus der Welt zurückgezogen und einen auch etwas verschleierten Blick von außen auf sie geworfen. Bei „Unbroken“ sind wir mittendrin im Geschehen.