NEW MODEL ARMY - Ungewohnte Schritte und neue Wege

10. Oktober 2023

New Model Army Justin Sullivan

NEW MODEL ARMY - Ungewohnte Schritte und neue Wege

Am 15. Juli 2022 gaben New Model Army im Berliner Tempodrom ein einmaliges Konzert: Zusammen mit dem Orchester Sinfonia Leipzig präsentierten Justin Sullivan und seine Mitstreiter ihre Songs in einem ungewohnten, aber durchaus faszinierenden Gewand, wie der nun veröffentlichte Audio- und Videomitschnitt „Sinfonia“ belegt.

Wie schon so oft in den letzten Jahren empfängt uns Justin Sullivan via Zoom in seinem Wohnzimmer im englischen Bradford. Auch diesmal hält er eine E-Zigarette in der Hand und hat eine Menge zu berichten – nicht nur zu seinem Orchesterabenteuer, sondern auch zu einem neuen Album, das im Januar 2024 erscheinen soll.

eclipsed: Glückwunsch zum gelungenen Orchesteralbum, das dieser Tage erscheint! 

Justin Sullivan: Ich habe ehrlich gesagt gar keine Ahnung, wann genau es herauskommt. Ich habe mich so auf das neue Album fokussiert und die ganze Orchestergeschichte gleich nach dem Gig in Berlin aus der Hand gegeben. Edel hat sich aber bestens um alles gekümmert, und auch der Mix von Eike Freese ist hervorragend geworden. Man muss sich das mal vorstellen, da waren achtzig Mikros auf der Bühne. Das alles zu so einem kongruenten Sound zu mixen – Hut ab vor Eike! Und glücklicherweise kennt sich unser Keyboarder Dean White mit Filmen aus, sodass er wiederum das Filmmaterial hervorragend arrangiert hat. Auch wenn ich den Gig schon lange abgehakt hatte, bin ich zufrieden.

eclipsed: Wie kam denn die Idee zu einem Abend mit Symphonieorchester auf?

Sullivan: Ehrlich gesagt kam sie innerhalb der Band selbst gar nicht auf. Es war unsere Geigerin Shir-Ran Yinon, die mich auf den Geschmack bringen wollte. Tatsächlich haben wir schon 2014 eine kleine Tour mit unorthodoxer Instrumentierung gespielt, bei der Tobias Unterberg [alias B. Deutung, Anm.], früher bei The Inchtabokatables und heute einer meiner besten Freunde, das Cello gespielt hat, und auch er hat die Idee der Streicherunterstützung immer wieder aufgebracht. Ich habe dann zu beiden gesagt: „Von mir aus – aber nicht so, wie andere Bands das machen.“ Und dann war die Frage, wer das bezahlen sollte – aber das hat sich dank unserer Berliner Agentur hervorragend lösen lassen.

eclipsed: Nicht selten ist eine Verbindung von Rockband und Orchester ja problematisch. 

Sullivan: Ich würde sogar sagen, das meiste klingt richtig beschissen. Wir haben uns auch unzählige Auftritte von Rockbands mit Orchester auf YouTube angeschaut, und ich fand das meiste eher schlimm. So habe ich Shir-Ran gesagt, dass es zwar ein paar Songs – „Purity“, „Vagabonds“ usw. – gebe, denen das Orchestrale bereits innewohne und die daher gesetzt seien. Bei anderen mussten wir aber radikal umarrangieren, weil ich gerade nicht wollte, dass die Band ihr Ding machte und das Orchester seines, sondern beide Einheiten sollten zu einer Band verschmelzen. Wir hatten dann ganze zwei Tage, um gemeinsam mit dem Orchester zu proben – zwei Tage und den Gig selbst. (lacht) Wir haben uns davor ständig gegenseitig aufgezogen: „Wer macht denn wohl mehr Fehler, ihr oder wir?“

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