Der Mensch ist nur ein vorübergehender Gast auf diesem Planeten. Homo sapiens erschien erst vor etwa 300.000 Jahren auf der Erde und wird wie andere Tierarten früher oder später wieder verschwinden. So ist der Titel „Only Passing Through“ des dritten Albums von Pattern-Seeking Animals zu verstehen – ein Name, bei dem es sich seinerseits um eine Umschreibung jenes Wesens handelt, das sich gern als Krönung der Schöpfung betrachtet: ein „Tier, das in allem nach Bedeutung sucht“. 100-prozentig festlegen möchte sich John Boegehold, kreativer Kopf der Gruppe, hier allerdings nicht – er mag es, wenn seine Titel und Texte auf verschiedene Weisen interpretiert werden können. Erlebnisse, Begegnungen oder Episoden, die an einem vorbeirauschen? Das Virus nur „auf der Durchreise“ und bald wieder weg? „Ja“, lacht der 65-Jährige, „warum nicht?“
Letzteres wäre in der Tat ein Segen nicht nur für die Musikwelt und das Quartett aus Kalifornien, dem neben Boegehold noch die Spock’s-Beard-Mitglieder Ted Leonard (Gesang, Gitarre) und Dave Meros (Bass) sowie Jimmy Keegan, der ehemalige Drummer der Gruppe, angehören. Bis auf zwei geplante Auftritte beim RoSFest in Florida im April sowie auf der Prog-Kreuzfahrt „Cruise to the Edge“ im Mai liegen alle Liveaktivitäten derzeit auf Eis. Die Pandemie sorgte auch dafür, dass sich die Fertigstellung des neuen Albums um rund sechs Monate verzögerte. Laut Boegehold hatte dies aber auch positive Effekte: „Ich hatte so mehr Zeit zu schreiben, an Songstrukturen zu feilen und neue Ideen in die Produktion einzubringen, zum Beispiel mit anderen Instrumenten zu experimentieren. Wir hatten am Ende mehr Material, aus dem wir auswählen konnten. Und so ist es meiner Meinung nach unser bisher stimmigstes Album geworden.“
Das Arsenal der verwendeten Instrumente ist riesig – vom südamerikanischen Zupfinstrument Charango über Ukulele, Fagott und Cello bis hin zur Trompete und wie schon auf dem Vorgänger „Prehensile Tales“ einer Violine, was hier und da eine gewisse musikalische Nähe zu Kansas mit sich bringt. Boegehold macht es einerseits viel Spaß, neue Instrumente auszuprobieren und zu erlernen. Andererseits hat er, wie er sagt, immer im Hinterkopf, das Klangspektrum seiner Band zu erweitern. Während der Pandemie habe er viel mexikanische Folk- und Popmusik gehört und sich danach u. a. ein Charango zugelegt, das gleich im Opener „Everdark Mountain“ zum Einsatz kommt. „Ich habe es erst mit einer Mandoline versucht“, erläutert der Multiinstrumentalist, „aber das klang mir zu hell. Das Charango hat eine etwas andere, warme Klangfarbe, es passte besser dazu. Ich mag, wie es klingt.“