TILLISON REINGOLD TIRANTI - Italienische Zeitreise

TILLISON REINGOLD TIRANTI  Italienische Zeitreise

„Allium: Una Storia“ nennt sich die Produktion der drei Prog-Heroen und Freunde Andy Tillison (u. a. The Tangent), Jonas Reingold (u. a. The Flower Kings) und Roberto Tiranti (u. a. New Trolls). Es ist ein ganz spezielles Album, dessen Idee auf einen besonderen Nachmittag zurückgeht, den Keyboarder Tillison vor 45 Jahren erlebte. Im Interview erzählt der 62-jährige Engländer von einem unvergesslichen musikalischen Erlebnis in Italien. 

eclipsed: Andy, wie ist es um deine italienischen Sprachkenntnisse bestellt?

Andy Tillison: „Buon giorno“, „Buona sera“, „Buona notte“ kenne ich. Das dürfte alles sein. (lacht)

eclipsed: Aber offensichtlich liebst du die italienische Kultur?

Tillison: Vor allem die antike Kultur dort ist fantastisch und einzigartig! Aus der Moderne wiederum gibt es den Italo-Prog, den ich über alle Maßen liebe.

eclipsed: Womit wir beim eigentlichen Thema unseres Gesprächs wären: Was hat dich dazu gebracht, ein Album ganz in der Tradition des Italo-Prog der 70er einzuspielen?

Tillison: Dazu muss ich weit ausholen. Aber ich bemühe mich, in so knappen Worten wie möglich den Hintergrund für Außenstehende nachvollziehbar zu machen. Reisen wir zurück ins Frühjahr 1976: Meine Eltern und ich, gerade mal 16, haben einen Campingurlaub quer durch Europa unternommen. Irgendwann landeten wir auf einem Zeltplatz außerhalb Roms. Dort spielte jeden Abend immer dieselbe Band, die sich Allium nannte, wie ich schon bald herausfinden sollte. Meine Eltern, große Klassikfans, waren rasch ziemlich genervt, weil immer dasselbe Repertoire an Covers etwa von ELO, Supertramp oder Queen heruntergenudelt wurde. Ich selbst war davon stark angetan, durfte aber nicht in die Konzerthalle ohne erwachsene Begleitung. Doch eines Nachmittags hörte ich, wie die Gruppe probte und Songs spielte, die offenbar keine Imitationen waren. Ich sagte meinen Eltern, dass ich gerne einen Spaziergang machen würde – und schon stand ich an der Glastür des Veranstaltungsorts und hatte freien Blick auf die Bühne. Es war, wenn man so will, das erste Rockkonzert, das ich erlebt habe. Mir schlotterten die Knie, so gefesselt war ich von dem, was ich sah und hörte.

eclipsed: Was ist dann passiert?

Tillison: Nach ungefähr 20 Minuten sprang der Sänger von der Bühne, kam auf die Glastür zu und sprach mich direkt an: „Engländer?“ Ich nickte verlegen mit dem Kopf. „Du magst unsere Musik?“ Wieder nickte ich stumm. Im nächsten Augenblick forderte er mich auf, in die kleine Halle einzutreten. Danach hopste er wieder hoch zu seinen fünf musikalischen Mitstreitern. Jetzt legten sie richtig los mit ausufernden Melodien à la ELP und PFM. Irgendwann machten sie eine Pause und setzten sich zu mir an den Tisch. Ich war wie erstarrt. Immerhin waren die Typen uralt, bestimmt 19 oder 20. (lacht) Sänger Roberto fragte mich, was ich von der Performance halte. Ich murmelte irgendwas. Er meinte: „Halte dich nicht mit Kritik zurück – meine Kumpel hier verstehen kein Englisch, die sind allesamt Albaner.“

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