URIAH HEEP - Für immer 49

10. August 2020

Uriah Heep

URIAH HEEP - Für immer 49

Uriah Heep, seit 1969 (ursprünglich unter dem Namen Spice) aktiv, gehören neben Deep Purple, Black Sabbath, Led Zeppelin und UFO zur Gründergeneration des britischen Hardrock. Wäre es nach dem US-amerikanischen „Rolling Stone“ gegangen, hätte es die Band allerdings nicht einmal bis ans Ende des historischen Rockjahres 1970 geschafft – so vernichtend war die Kritik des einflussreichen Magazins zum Debütalbum „Very ’Eavy, Very ’Umble“. Ein halbes Jahrhundert später kann man Bandmitgründer Mick Box und Keyboarder Ken Hensley, der Anfang 1970 dazustieß, durch die Konfrontation mit der damaligen Rezension immer noch ein breites Grinsen entlocken. 

Beim vorletzten großen eclipsed-Interview im Kölner Hotel Hilton bestand Mick Box 2018 noch auf Uriah Heeps eigener Zeitrechnung. Auf keinen Fall werde die Band 2019 ihr 50-jähriges Jubiläum feiern: „2020 hört sich viel cooler an, und außerdem sind wir alle für immer 49.“ Das Corona-Virus hat der Gruppe nun einen Strich durch die Jubiläumspläne gemacht, wobei sie im Gegensatz zu vielen anderen zusammen mit den etwa gleichalten Nazareth und Wishbone Ash zumindest im Januar noch eine Tour durch Deutschland absolvieren konnte. Schicksalsschläge jeglicher Art sind Uriah Heep allerdings gewohnt, und so „wird auch dieses heimtückische Virus diese Band nicht stoppen können“, wie der wie üblich gut gelaunte 73-jährige Gitarrist am Telefon voller Zuversicht betonte.

eclipsed: In deinen Interviews 2018 sagtest du noch übermütig, dass ihr das 50-jährige Jubiläum der 1969 formierten Band nicht 2019 feiern wolltet, da das Debütalbum im Juni 1970 veröffentlicht wurde. Angesichts der Corona-Krise war das wohl kein guter Plan, oder?

Mick Box: Man soll die Feste eben feiern, wie sie fallen, sagt ihr in Deutschland doch. Aber der Grund, weshalb ich vor knapp zwei Jahren nicht so sehr an das Jubiläum gedacht habe, war unser damaliges neues Album „Living The Dream“. Nicht dass du mich falsch verstehst, ich rede gern über 1970, die 70er oder was auch immer für ein Album von uns ihr wichtig findet wieder auszugraben, aber wenn ein neues Album ansteht, sind wir eine Band, die völlig im Hier und Jetzt lebt und diesen Moment feiern will.

eclipsed: Ich will nicht darauf herumreiten, aber die Songs des Debüts sind schon 1969 geschrieben und zum Teil aufgenommen worden, und wenn ich mich richtig erinnere, ist Ken Hensley erst im Februar 1970 dazugestoßen. Dennoch behauptet er, dass er z. B. den Opener „Gypsy“ mitgeschrieben habe, und bei einigen seiner Soloveröffentlichungen nennt er sich als Co-Autor, während auf dem Originalalbum nur du und David Byron [Bandmitgründer und Sänger, Anm.] als Autoren genannt werdet. Du hast mir auf diese Frage schon oft leicht süffisant, aber nie konkret geantwortet. Jetzt stelle ich sie dir zum 50-jährigen Jubiläum noch mal.

Box: Abgesehen von der Coverversion von „Come Away Melinda“ wurden die Songs tatsächlich von den damaligen Spice-Mitgliedern David, Paul Newton, unserem damaligen Bassisten, und mir geschrieben [Die US-Version des Albums erhielt allerdings statt „Lucy Blues“ den Song „Bird Of Prey“ mit Hensley als offiziellem Co-Autor, Anm.] aber im Studio trugen selbstverständlich alle etwas dazu bei. Selbst wenn „Gypsy“ als Grundidee von David und mir stammt, wäre es ohne Kens Ideen und sein Orgelspiel niemals das „Gypsy“ geworden, das wir bis heute kennen und schätzen. Also sei es ihm gegönnt, sich als Co-Autor des Songs auszugeben.

eclipsed: Der berühmteste Satz aus der Rezension von Melissa Mills im „Rolling Stone“ lautet: „If this group makes it, I’ll have to commit suicide. From the first note you know you don’t want to hear any more.“

Box: (lacht laut) Da war Ken schon mit seinen ersten Orgeltönen bei ihr unten durch. Bis zu unserem Einstieg in den Song hatte sie die Platte bestimmt schon ausgemacht. Wir können ihr nachträglich nur für diese Kritik danken, sie hat uns immer wieder Schlagzeilen gebracht. Letztendlich ist man als Band froh, wenn überhaupt jemand über einen berichtet, und dann ist es wichtig, dass das Werk richtig gelobt oder verrissen wird. Wer weiß, ob es uns noch geben würde, wenn sie geschrieben hätte: „Uriah Heep sind ganz nett, aber mehr auch nicht.“ 
 

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