VOLA - Die Zukunft des Prog?

20. Juni 2021

Vola

VOLA - Die Zukunft des Prog?

Die persönliche Playlist von Asger Mygind reicht von Modeselektor bis Meshuggah – und fasst damit die Bandbreite seiner Band VOLA gut zusammen. Auf ihrem dritten Album „Witness“ verschieben die Dänen Stilgrenzen nach Belieben, hieven ihren Sound in neue Sphären und verfestigen ihren Status als junge Hoffnungsträger des Progressive Metal.

Spätestens seit ihrem 2018 erschienenen Album „Applause Of A Distant Crowd“ kommt man bei der Betrachtung einer neuen Generation des Prog nicht mehr an Vola vorbei. Nicht nur entwickeln die Dänen Genretraditionen gekonnt weiter, sie gehen aktiv auf Tuchfühlung mit in der Szene eher verpönten modernen Spielarten von Pop, elektronischer Musik und neuerdings sogar Hip-Hop. Auf Tour mit Dream Theater bewiesen sie zuletzt eindrucksvoll, dass ihre daraus entstehende Mischung selbst bei Alteingesessenen auf Anklang stößt.

Mit „Witness“ heben Vola ihren Sound nun noch eine Stufe höher – und das ganz bewusst. Noch vor Beginn der zentralen Songwriting-Sessions zum Album fragten sie ihren Grammy-nominierten Landsmann Jacob Hansen, ob er anschließend für Mix und Master zur Verfügung stehe. Hansen, der zuvor unter anderem an Alben von Volbeat, U.D.O. und Heaven Shall Burn geschraubt hatte, sagte zu und prägte damit indirekt den Kompositionsprozess. „Wir schrieben die Songs schon mit seinem Sound im Kopf“, erklärt Sänger und Gitarrist Asger Mygind. „Er hat einen Signature-Sound, der sehr nach Hi-Fi und einfach groß klingt. Das war wie ein Leuchtturm für uns. Unter anderem deshalb entstanden so viel Percussion und so viele Gesangsschichten. Wir wussten, dass er das unterbekommen würde.“ Gleichzeitig sollten die Songs aber im Vergleich zum Vorgänger auch wieder härter und mehr „in your face“ klingen, wie Mygind betont. „‚Applause Of A Distant Crowd‘ war ruhiger als unser Debüt. Jetzt wollten wir wieder etwas anderes machen. Insofern ist ‚Witness‘ auch eine Reaktion auf ‚Applause‘.“

Tyler, The Creator trifft Progmetal

Welches Spektrum an musikalischen Einflüssen Vola in ihren Songs verarbeiten, offenbart ein Blick auf Asgers Playlist. „Extended“ vom Berliner DJ-Duo Modeselektor empfiehlt er als Erstes, anschließend Silverchairs „Diorama“ und „Nothing“ von Meshuggah. Dabei zieht er interessante Parallelen: Modeselektors Beats und Umgang mit Synkopierung erinnern ihn an Metal-Grooves. In Meshuggah-Schreihals Jens Kidmans Vocals erkennt er wegen der rhythmisch orientierten Herangehensweise Ähnlichkeiten zum Hip-Hop. Entsprechend klein waren die Berührungsängste, als Vola für den Song „These Black Claws“ einen Beat produzierten, der nach Sprechgesang verlangte. „Auf dem Demo hab ich noch gerappt“, schmunzelt Mygind. „Ich bin in dem Bereich allerdings nicht wirklich trainiert, und wir wollten außerdem lieber eine tiefere Stimme dafür.“ Als Referenz diente unter anderem Tyler, The Creator, über YouTube fand Mygind schließlich jemanden, dessen Stimme er sogar noch beeindruckender fand: Bless, Rapper des kalifornisch-niederländischen Duos Shahmen. „Wir haben ihn angeschrieben, und er hatte Lust drauf. Das war ziemlich cool.“ Das Ergebnis überrascht – gerade durch den starken Kontrast zwischen Myginds hohen, melodiösen Gesangslinien und Bless’ trockenen Rhymes –, funktioniert aber hervorragend ...

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