Current Issue

04. September 2020

The Tangent , Andy Tillison

Bei THE TANGENT ist Privates und Persönliches vom Politischen nicht zu trennen

Andy Tillison ist als Mastermind in letzter Konsequenz The Tangent. Auch wenn der britische Sänger und Keyboarder immer wieder betont, dass ohne seine Mitstreiter Jonas Reingold (Bass), Theo Travis (Saxofon und Flöte), Luke Machin (Gitarre) und Steve Roberts (Schlagzeug) der Sound der Band völlig anders klänge. Fakt ist aber, dass der 61-jährige Tillison sämtliche Kompositionen zuhause austüftelt. Im Studio wird ihnen dann als Kollektiv der letzte Schliff verpasst. So geschehen auch beim aktuellen 11. Studioalbum „Auto Reconnaissance“. Dabei steht Musik zwischen Opulenz und Zerbrechlichkeit im Vordergrund. Die Texte allerdings verdienen ebenfalls Beachtung, changieren zwischen Innen- und Außenwelt, zwischen Selbst- und Gesellschaftskritik. „Der private Andy ist ohne den politischen nicht zu haben oder fassen“, scherzt ein gut aufgelegter Tillison gleich zu Beginn des Interviews.

28. August 2020

All Them Witches

Die Band ALL THEM WITCHES erreicht mit einem Mann weniger deutlich mehr

Musik hat zwar viel mit Mathematik gemein, manchmal setzt sich die Klangkunst jedoch auch ganz selbstbewusst über die mathematischen Gesetze hinweg. Ein Beispiel dafür ist die amerikanische Band All Them Witches. Auf ihrem letzten Album traten sie noch als Quartett mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboards an, auf der neuen CD „Nothing As The Ideal“ ist ihnen der Keyboarder abhandengekommen, und doch klingen sie voller und diverser als je zuvor. Für Drummer und Bandgründer Robby Staebler ist das die logische Folge einer natürlichen Entwicklung. „Wir haben mit der Platte nichts anderes gemacht als mit den Alben davor“, konstatiert er trocken, als würde er über die neue Garage seines Nachbarn reden. „Wir brauchen keinen Grund, um etwas zu tun, sondern spielen mit ein paar Ideen rum. Manches geht auf, anderes nicht. Unser einziger Plan bestand darin, neue Musik einzuspielen.“

28. August 2020

JG Thirlwell , Simon Steensland

JG THIRLWELL und SIMON STEENSLAND ergründen auf „Oscillospira“ Makro- und Mikrowelten

Der in New York lebende Australier JG Thirlwell hat seit Anfang der 1980er Jahre regelmäßig spannende Platten zwischen Postpunk, Experimental Rock und Noise herausgebracht, etwa mit seinem Ein-Mann-Projekt Foetus und mit Wiseblood. Daneben machte er sich einen Namen als Klassik-Komponist (u. a. für das Kronos Quartet) und als Remixer (z. B. für Faith No More und Nine Inch Nails). Sein aktuelles Album „Oscillospira“, das mit dem schwedischen Multiinstrumentalisten Simon Steensland entstand, ist nun möglicherweise sein beeindruckendstes und verschmilzt Avantgarde-Prog mit moderner Kammermusik. 

28. August 2020

Another Sky

Mit ihrem Debüt proben die englischen Newcomer ANOTHER SKY den klanggewordenen Aufstand

Das war überfällig: Another Sky aus London sind die erste Band der Generation Fridays For Future/Brexit/Black Lives Matter, die einen Vertrag bei einem Major Label ergattert hat und diese Plattform nutzt, um ihren Ansichten Gehör zu verschaffen – gerade so, wie es die Folkbarden der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und die Punkrocker der 70er getan haben: Sie servieren Protestmusik für das Heer der jungen Frustrierten. 

24. August 2020

CD-Sampler

10. August 2020

1970

1970 - Aufbruch im Trümmerjahr

Es war die Stunde Null nach den turbulenten 60s: Das Jahr 1970 gab den furiosen Startschuss in die Dekade des Rock. Als das letzte Kalenderblatt des Woodstock-Jahres 1969 abgerissen war, lagen die Träume der Generation Love & Peace bereits wie kaputtes Spielzeug am Boden. Denn so viel war klar: Mit allumfassender Liebe und bewusstseinserweiternden Drogen allein würde sich eine neue Gesellschaft nicht errichten lassen. Dennoch wirkten die Impulse der jugendlichen Rebellion weiter und veränderten allmählich die Kultur der westlichen Welt. Natürlich spiegelte sich all das auch in der noch jungen Rockmusik, die voller Abenteuerlust in die unterschiedlichsten Richtungen drängte. 1970 wurde zum Jahr des Aufbruchs und der neuen Gesichter.

10. August 2020

Bob Dylan

BOB DYLAN - Legende mit vielen Facetten

Bob Dylan ist zurück. Acht Jahre nach „Tempest“, seinem letzten Album mit eigenen Songs, präsentiert der Nobelpreisträger scheinbar aus dem Nichts heraus ein neues Werk, mit dem kaum noch jemand gerechnet hatte. „Rough And Rowdy Ways“ ist, nach drei ermüdenden American-Songbook-Alben, auch eine qualitative Überraschung: ein vielschichtiges, rundum gelungenes Alterswerk eines ewig Junggebliebenen.

10. August 2020

Blues Pills

BLUES PILLS - „Wir denken, dass wir nun selbst genau wissen, was wir wollen“

Da hat sich eine Band neu gefunden: „Holy Moly!“ ist der dritte Longplayer der Blues Pills, und dieses Mal hatten sie den Ehrgeiz und das Know-how, fast alles selbst zu machen und zu produzieren. In zwei Telefonaten mit Frontfrau Elin Larsson Anfang des Jahres sowie vor wenigen Wochen ging es nicht nur um das am 21. August erscheinende neue Album, sondern auch um den Ausstieg des Gitarristen Dorian Sorriaux und seinen bandinternen Nachfolger.