Seine Band war lauter als Motörhead, hat Konzertsäle in Saunen verwandelt. Er hat sein Publikum wahlweise beschimpft oder in akustische Geiselhaft genommen und seine Texte dazu genutzt, sich auszukotzen. Doch nach 40 Jahren ist auch Swans-Mastermind Michael Gira ruhiger geworden – allerdings nicht beim eclipsed-Interview in Berlin.
Seit 1982 – mit einer Pause zwischen 1997 und 2010 – stehen Michael Gira und seine Band SWANS für experimentellen Noise-Rock in ohrenbetäubender Lautstärke. Doch auf dem 15. Studioalbum „Leaving Meaning“ schlägt der 65-Jährige plötzlich ganz leise, verhaltene Töne an – ein Sinneswandel, für den er eine einfache Erklärung hat.
Mit dem Doppelalbum „To Be Kind“ lieferten die Swans vor zwei Jahren einen echten Monolithen ab, wobei sie den Blues für sich entdeckten, zu unheimlichen Psychotrips aufbrachen und mit introvertierten Streicherstücken passende Kontrapunkte setzten. Dennoch haben sie es geschafft, sich auf dem als Abschiedsalbum angekündigten „The Glowing Man“ nochmals zu steigern – wohl auch deshalb, weil Michael Gira und seine bewährten Mitstreiter (u. a. Norman Westberg, Christoph Hahn und Bill Rieflin) einen eindrucksvollen Schlusspunkt unter ihre Karriere setzen wollten.
RIVAL SONS - Tied Up (3:25)
Album: Hollow Bones (2016)
Label/Vertrieb: Earache/ADA/Warner
www.rivalsons.com
Wenn sich die Kalifornier zu ihren Aufnahmesessions versammeln, muss eine Menge 70er-Jahre-Stoff – rein musikalisch gemeint - durch ihre Hirne rasen; Grooves, Gesang, Songaufbau scheinen direkt aus jener Zeit zu stammen. Neben Bluesrock finden sich, wie in diesem Song, auch Soul- und Psychedelic-Anteile.
Swans waren immer düster und schwer, setzten sich über alle Trends von Mainstream oder Alternative hinweg. Ihr letztes Album „The Seer“ mochte in seiner Wucht schwer verdaulich gewesen sein, die neue Einspielung „To Be Kind“ schließt wieder an die etwas transparentere Klangästhetik von Alben der frühen Neunziger wie „Love Of Life“ an. Michael Gira, der die Schwäne von Anbeginn an führt, ist kein Mann der Freundlichkeiten, obwohl privat derzeit alles optimal läuft und der Sechzigjährige in diesem Jahr heiratet. Dafür kann man sich bei ihm stets auf Tiefgründigkeit und Nachhaltigkeit verlassen. Seine Statements sind von zeitübergreifender Brisanz. Deshalb kann man sich auch mit dem Hören Zeit lassen.
eclipsed: „To Be Kind“ hat wie all deine Alben eine beinahe religiöse Qualität.
Das kreative Potenzial, das die Swans seit ihrer Neugründung vor vier Jahren an den Tag legen, ist und bleibt beispiellos. Auf ihrem Album „The Seer“ von 2012 zelebrierten sie in extremen Songlängen eine einmalige orchestrale Symbiose aus Rockriffs, Folkpartikeln, Geräuschcollagen und viel Krach. Man meinte, das Urwesen der Welt zu vernehmen. Wer die Band um Sänger/Gitarrist Michael Gira seitdem auf einem ihrer seltenen Gigs in Europa erlebte, wurde Teil einer beschwörenden Messe für absolute Soundzumutungen, die sich mit dem schönen Schein des Kontemplativen umgeben.
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